Wenn im Herbst die Schulen wieder starten, setzt man neben intensiven Testungen, Impfungen und Luftreinigern quasi auch auf den Griff ins Klo, konkret: ins Abwasser. Proben aus 116 Kläranlagen in ganz Österreich sollen Virus-Frühinfos liefern.
Klingt dreckig, ist es aber nicht: Bereits seit April 2020 untersucht ein Forschungsverbund SARS-CoV-2-Erbgutrückstände in unserer Kloake, mittlerweile ist damit ein fast flächendeckendes und zeitnahes Abschätzen der landesweiten Virus-Verbreitung möglich. Die Methode liefert Informationen über das Infektionsgeschehen in einem bestimmten Siedlungsgebiet bis zu einer Woche vorher, noch bevor diese mittels Testungen bzw. Testergebnissen festgestellt werden können.
Mehr als 3000 Schulstandorte im Einzugsgebiet der Kläranlagen
So wird das Ganze zu einer Art Frühwarnsystem, das eben auch das Bildungsministerium nutzen will: Ab dem Schulstart sollen die Informationen aus 116 Kläranlagen in ganz Österreich in Kombination mit den geplanten flächendeckenden Testungen in den ersten beiden Schulwochen sowie 300 ausgewählten „Wächter“-Schulen, an denen regelmäßige PCR-Tests stattfinden, dazu dienen, die Infektionslage an den Schulen einzuschätzen. Immerhin liegen im Einzugsgebiet der betroffenen Kläranlagen drei Viertel der Schüler und mehr als 3000 Schulstandorte.
Die Abwasser-Analyse allein rettet uns nicht vor der Pandemie, aber es ist ein wichtiger Bestandteil, um zeitnah zu verstehen, wie sich die Lage dynamisch verändert.
Virologe Andreas Bergthaler
Natürlich kann hier nicht zielgerichtet Abwasser von den Bildungseinrichtungen gemessen und gefundene Virusmengen den Schülern zugeordnet werden, allerdings können die Forscher von den Proben in Kombination mit den Testungen relevante Daten ableiten. Einzeltests ersetzt die Abwasser-Analyse aber nicht. Und: Werte, ab denen an Schulen Maßnahmen verschärft werden sollen, kann man derzeit noch nicht formulieren.
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