Weg ist zu gefährlich
USA: „Kommen Sie nicht zum Flughafen in Kabul“
Die US-amerikanische Botschaft in Afghanistan hat eine Sicherheitswarnung ausgegeben, in der US-Bürgern geraten wird, nicht zum Flughafen in Kabul zu reisen. Es gebe „potenzielle Sicherheitsbedrohungen vor den Toren“ des Flughafens, wird erklärt. Die Lage am Hamid Karzai International Airport ist zunehmend angespannt. Die Taliban zeigen indessen, dass von ihren salbungsvollen Worten der vergangenen Tage wohl nur wenig zu halten ist.
„Wir raten US-Bürgern, zu diesem Zeitpunkt nicht zum Flughafen zu reisen, es sei denn, Sie erhalten individuelle Anweisungen von einem Vertreter der US-Regierung dazu“, hieß es auf der Website der Botschaft. All jene Amerikaner, die sich noch im Land befinden, sollen demnach „so schnell wie möglich“ ein Antragsformular für Rückführungshilfe übermitteln.
Dies sei die einzige Möglichkeit, noch aus dem Land zu kommen, die Botschaft ist telefonisch dafür nicht mehr erreichbar. Zeugen erklären, dass am Flughafen immer noch Chaos herrscht, und regelrechte Menschenmassen Schwierigkeiten haben, Flüge zu erreichen.
„Gates derzeit geschlossen“
Auch das deutsche Auswärtige Amt spricht von einer angespannten Sicherheitslage - demnach ist der Zugang häufig nicht möglich. „Nach unserem Kenntnisstand sind die Gates derzeit geschlossen“, teilte man via Twitter mit. Tausende Menschen belagern weiterhin die Eingänge. Es herrschen chaotische Zustände.
Trotz der Situation sei geplant, die Evakuierungen auch am Samstag fortzusetzen, erklärte das Ministerium weiter. Weitere Maschinen der Bundeswehr, die Menschen aus der afghanischen Hauptstadt über die Luftbrücke ins usbekische Taschkent bringen sollen, seien im Einsatz. Für die Rettungsaktion will die Bundeswehr auch Hubschrauber einsetzen. Zwei Helikopter sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums inzwischen in Kabul gelandet.
„Standrechtliche Hinrichtungen“ durch Taliban
Die Taliban erklären hingegen, dass sie für die Situation nicht verantwortlich seien, und beschuldigen die Westmächte, keinen besseren Evakuierungsplan zu haben. Der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) liegen nach eigenen Angaben Berichte über „standrechtliche Hinrichtungen“ durch die Taliban in Afghanistan vor.
Bei den mutmaßlichen Opfern handele es sich um frühere afghanische Regierungsmitarbeiter und Sicherheitskräfte, sagte die Vizedirektorin für HRW in Asien, Patricia Gossman. Das Ausmaß sei noch unklar. Viele dieser Vorfälle fänden den Erkenntnissen zufolge außerhalb der Hauptstadt Kabul in den afghanischen Provinzen statt. Die Taliban hatten nach ihrer Machtübernahme eine Amnestie zugesagt.
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