„Beispielloses Risiko“

Klimawandel lässt weltweit Preise steigen

Klima
21.08.2021 23:01

Ein Stresstest der Europäischen Zentralbank ergibt Alarmierendes: Die Klima- könnte eine weltweite Bankenkrise bedeuten. So kommt es dann zwangsläufig zu Verteuerungen. Klimaaktivistin Greta Thunberg meldet sich derweil mit einem flammenden Appell zu Wort. „Wir ignorieren die Klimakrise“, übt sie Kritik an der Politik.

Es sind mahnende und eindringliche Worte. Gesprochen von Isabel Schnabel, Direktorin der EZB. Die Klimakrise erfasst das Bankensystem, das schlecht vorbereitet sei. „Ein beispielloses Risiko“, warnt Schnabel aufgrund eines aktuellen Stresstests bei 2000 Geldinstituten und vier Millionen Unternehmen. Kredite könnten ausfallen, wenn Firmen von Hochwasser, Waldbränden oder Dürren betroffen sind und ihre Geschäftsmodelle ändern.

Der erste Einschnitt durch die Klimakrise kommt am 1. Jänner. Die CO2-Steuer wird kosten. (Bild: APA/dpa/Julian Stratenschulte)
Der erste Einschnitt durch die Klimakrise kommt am 1. Jänner. Die CO2-Steuer wird kosten.

Geht’s den Banken schlecht, geht’s meist auch den Sparern schlecht. Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister ortet generell ein wenig vorhandenes Problembewusstsein, auch seitens der Politik. „Wir erleben aktuell eine Spekulationsphase. Ob bei Rohstoffpreisen, bei Aktien, Bitcoin oder Immobilien“, sagt der Ökonom.

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Die nächsten fünf Jahre mache ich mir keine Sorgen. Auch wenn die Banken offenbar nicht gut vorbereitet sind. Erst wenn es große Schäden gibt und der Katastrophenfonds nicht mehr abdeckt, wird es schwierig.

Stephan Schulmeister, Wirtschaftsforscher

Doch wenn sich Preisspiralen drehen, was wird den Menschen drohen? Schulmeister ist zumindest beim Bankensektor noch nicht in Alarmstimmung. „In den nächsten fünf Jahren wird uns das nicht treffen. Wenn es große Schäden gibt und die Katastrophenfonds nicht abdecken, dann wird es schwierig.“ Der Stresstest sei nicht gut ausgefallen, man müsse sich besser vorbereiten. Dennoch: „Was typisch ist für Krisen im Finanzsektor, sind spontane Ereignisse wie Lehman Brothers 2008.“

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Der erste Einschnitt durch die Klimakrise kommt am 1. Jänner. Die CO2-Steuer wird kosten.

Ludwig Strohner von ECO Austria

Fix ist: Der erste Einschnitt durch die Klimakrise kommt am 1. Jänner. Die CO2-Steuer wird kosten. Ludwig Strohner von ECO Austria: „Die Haushalte mit niedrigerem Einkommen werden stärker betroffen, da die meist mehr des Einkommens für Energie aufwenden.“ Strohner wünscht im Gegenzug Senkung der Einkommenssteuer oder pauschale Rückvergütung. So wie in anderen Ländern praktiziert. Man darf gespannt sein, ob die Regierung diesen Empfehlungen folgt. Noch weiß man nichts Genaues.

Flammender Appell von Greta Thunberg
Greta Thunberg zieht drei Jahre nach ihrem ersten Streik eine ernüchternde Bilanz. Die 18-Jährige kritisiert scharf, dass die Politik nicht genug unternimmt: „Wir ignorieren die Klimakrise!“ Die Schwedin hatte am 20. August 2018 erstmals mit ihrem berühmten Schild mit der Aufschrift „Skolstrejk för Klimatet“ vor dem Parlament in Stockholm für mehr globalen Klimaschutz protestiert. Aus den von ihr initiierten Schulstreiks wurde die Klimaschutz-Organisation „Fridays for Future“.

Greta Thunberg (re.) mit der deutschen „Fridays for Future“-Aktivistin Luisa Neubauer (25) (Bild: AFP/Christine Olsson)
Greta Thunberg (re.) mit der deutschen „Fridays for Future“-Aktivistin Luisa Neubauer (25)

Am dritten Jahrestag traf die inzwischen 18-Jährige am selben Ort die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer (25). Dabei sagte Thunberg, es sei gelungen, „Millionen von Menschen zu mobilisieren und das Bewusstsein zu schärfen“. Allerdings stiegen die Treibhausgasemissionen weiterhin, und die nötigen Veränderungen seien noch nicht in Sicht. „Wir ignorieren die Klimakrise. Die Politik unternimmt noch immer nicht genug gegen die Erderwärmung. Wir müssen anfangen, die Krise wie eine Krise zu behandeln“, sagte die Aktivistin. „Das ist der einzige Schritt nach vorn.“ Das gelte für alle Staaten gleichermaßen.

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Politiker sagen, dass sie nicht den Rückhalt für das haben, was nötig wäre, um das Klima zu retten. Aber wie sollen sie unterstützt werden, wenn die Menschen nicht wissen, was gerade passiert?

Greta Thunberg, Klimaaktivistin

„Politiker sagen, dass sie nicht den Rückhalt für das haben, was nötig wäre, um das Klima zu retten. Aber wie sollen sie unterstützt werden, wenn die Menschen nicht wissen, was gerade passiert?“ Außerdem gab Thunberg bekannt, dass sie nun doch im November an der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow teilnehmen will. Im April hatte sie beklagt, dass reiche Länder bis dahin auch junge gesunde Menschen impfen würden - „oft auf Kosten von Menschen in Risikogruppen in anderen Teilen der Welt“. Wenn nicht alle zu gleichen Bedingungen teilnehmen könnten, solle die Konferenz verschoben werden. „Ich habe gehört, dass allen Delegierten ein Impfstoff angeboten wird“, sagte Thunberg jetzt. „Wenn das als sicher gilt, werde ich hoffentlich teilnehmen.“

Analyse von Helga Kromp-Kolb: Finanzrisiken nehmen zu
Weitsichtige Banker warnen die eigene Branche schon seit Jahren, die Klimaproblematik ernst zu nehmen. Gut, dass jetzt auch die Europäische Zentralbank reagiert. Das Problem ist vielfältig und vielschichtig. Hier nur einige Aspekte: Der Klimawandel oder Extremereignisse können früher sichere Investitionen riskant machen, wie z.B. Skiliftanlagen in künftig nicht mehr schneesicheren Orten oder Einkaufszentren in Überflutungsgebieten. Vormals lukrative Geldanlagen können aber auch aufgrund von Klimaschutzmaßnahmen an Wert verlieren.

Helga Kromp-Kolb lehrt an der Universität für Bodenkultur in Wien und ist Österreichs führende Expertin für Klimaschutz. (Bild: Peter Tomschi)
Helga Kromp-Kolb lehrt an der Universität für Bodenkultur in Wien und ist Österreichs führende Expertin für Klimaschutz.

Wenn z.B. fossile Energien durch erneuerbare ersetzt werden, geht der Bedarf an Kohle, Öl und Gas zurück und Investitionen in Kohlebergbau oder Ölfelder können sich längerfristig als verlorene Kosten erweisen. Finanzielle Risiken gehen auch Unternehmen ein, die zu spät auf den Klimawandel reagieren - ihre Produkte finden möglicherweise keine Abnehmer mehr, müssen doch alle Firmen über die ganze Lieferkette hinweg klimaneutral werden. Auch steigen Anleger zunehmend aus Firmen aus, die sich nicht umwelt- und klimagerecht verhalten. Oder das Produkt ist unter den geänderten Klima- oder Klimaschutzbedingungen nicht mehr aktuell. Vor diesem Problem stehen Teile der Autoindustrie - und mit ihr die Zulieferindustrie.

Sie haben Fragen zur Klimakrise? Dann schreiben Sie uns doch an: klimakrise@kronenzeitung.at

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