In einer echten Luxusbesetzung ist Puccinis „Tosca“ derzeit auf der Schloßbergbühne Kasematten zu erleben. Kristīne Opolais in der Titelrolle und Jonas Kaufmann als Cavaradossi machen ihrem Rang als Weltstars alle Ehre. Nur das Konzept der halbszenischen Aufführung steht einem gänzlich durschlagenden Erfolg dieser Grazer „Tosca“ im Weg.
Was für ein Erlebnis! Die kraftvolle Zartheit mit der Jonas Kaufmann im dritten Akt der „Tosca“ die Arie „E Lucevan Le Stelle“ singt, ist alleine schon den Besuch der Vorstellung auf der Grazer Schloßbergbühne Kasematten wert. Nach dem Erfolg des konzertanten „Fidelio“ im Vorjahr, haben Spielstätten Graz und Junge Konzerte Graz heuer eines draufgesetzt und für Puccinis „Tosca“ ein echtes Weltklasse-Ensemble nach Graz gebracht - allen voran Jonas Kaufmann, der in der Rolle des Cavaradossi stimmlich keine Wünsche offen lässt. Man erlebt hier einen Weltstar auf der Höhe seiner Kunst.
Gesangliche Glanzleistung
Ebenso fesselnd: Kristīne Opolais in der Titelrolle. Die Tosca der lettischen Sängerin wandelt sich eindrucksvoll von der affektierten Diva zur verzweifelten Liebenden. Dreh- und Angelpunkt ihrer gesanglichen Glanzleistung ist das berühmte „Vissi d’arte“ im 2. Akt, für das sie tosenden Applaus erntete.
Stimmlich ziemlich indisponiert hingegen war Sir Bryn Terfel in der Rolle des Baron Scarpia bei der Vorpremiere am Samstag, zu der neben Sponsoren und Freunden der Spielstätten auch die Presse geladen war. So indisponiert, dass bei der offiziellen Premiere am Sonntag Ludovic Tézier einspringen musste, der die „Tosca“ aktuell auch in Salzburg mit Anna Netrebko in der Titelrolle singt. Für die Vorstellungen am Dienstag und Mittwoch wird noch abgewartet, ob Terfel selbst, oder ein Ersatz singen wird.
Halbszenische Aufführung
Doch das Problem der Grazer „Tosca“ ist nicht dieser unglückliche Stimmausfall, sondern das Konzept der halbszenischen Aufführung, die gewählt wurde. Mit diesem Hybrid erlaubt man sich weder die absolute Konzentration auf die Musik, die eine konzertante Aufführung mit sich gebracht hätte, noch setzt man auf die Ausgestaltung einer Regie. Das Resultat ist eine oft unmotiviert wirkende Andeutung der Szenerie durch die Sänger, die jedoch eher von der Musik ablenkt, als diese zu unterstreichen. Denn in Ermangelung eines inszenatorischen Konzepts sind auch Weltstars nicht davor gefeit, in unbeholfene und überzeichnete Gesten zu verfallen.
Doch zurück zur Musik: Neben den Weltstars Kaufmann und Opolais glänzen an diesem Abend nämlich auch die Sänger aus dem Grazer Ensemble: Daeho Kim ist ein ausgezeichneter Angelotti, Markus Butter punktet als Mesner und Sciarrone und Martin Fournier als Spoletta. Und die Grazer Philharmoniker sowie die Mitglieder des Opernchores und der Singschul’ rufen an diesem Abend unter der gewohnt umsichtigen und dynamischen Leitung von Dirigent Marcus Merkel ebenfalls eine tolle Leistung ab.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.