Geringverdiener geben 59 Prozent ihres Einkommens für Wohnen und Heizen aus, rechnet die Arbeiterkammer vor. Alleine in Wien drohen jetzt 5000 Delogierungen. Im Rahmen der AK-Aktion „Armut abschaffen“ haben Experten am Montag darüber diskutiert, welche Lösungen es braucht, damit Wohnen nicht in die Armut führt.
Die zunehmende Wohnraumproblematik trifft jene, die ohnehin am wenigsten haben. Bei vielen Menschen ist infolge der Arbeitslosigkeit auch noch das Einkommen auf 55 Prozent gesunken. „Das geht sich dann an allen Ecken und Enden nicht aus“, sagt Thomas Ritt, Experte der Arbeiterkammer. Delogierungen zu vermeiden sollte jetzt oberste Priorität haben. „Denn Mietrückstände von 2500 Euro ergeben durch eine Delogierung Folgekosten von 30.900 Euro“, erklärt der Experte. „Delogierungen sind nicht nur sozial, sondern auch volkswirtschaftlich das Schlimmste.“
Das geht sich dann an allen Ecken und Enden nicht aus.
Thomas Ritt, Experte der Arbeiterkammer
Volksanwalt Bernhard Achitz fordert, dass die durch Türkis-Blau gekürzten Sozialhilfeleistungen wieder repariert werden. „Langfristig sollen soziale Grundrechte wie das Wohnen oder die Krankenversicherung in die Verfassung aufgenommen werden, um sie politisch abzusichern“, so Achitz.
Armut kann jeden treffen. „Es geht auch darum, ob wir Menschen, die Unterstützung brauchen, beschämen oder ob wir ihnen mit Respekt begegnen“, mahnt Neunerhaus-Chefin Elisabeth Hammer. Die Experten sind sich einig: Für Menschen, die nicht gerade eine Terrasse oder einen Garten haben, muss zudem der öffentliche Raum gerechter verteilt werden - weg von Verbau und Privatisierung.
Es geht auch darum, ob wir Menschen, die Unterstützung brauchen, beschämen oder ob wir ihnen mit Respekt begegnen.
Neunerhaus-Chefin Elisabeth Hammer
Der Zustand des Wohnungsmarktes gibt Grund zur Sorge. Die Mietkosten sind, wie berichtet, explodiert, Eigentum ist unleistbar, wenn man nicht gerade geerbt hat, Spekulation setzt dem Wohnungsmarkt zu, befristete Mietverträge sind gestiegen, Neubauten unterliegen keinerlei Regulierung. „Jede neue Regierung hat sich eine Reform des Mietrechts vorgenommen und ist daran gescheitert“, sagt „Krone“-Journalistin Maida Dedagic.
AK-Experte Ritt gibt zu bedenken: „Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass alle Parteien billige Mieten wollen.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.