Deutscher Ex-Minister:
„Schlimmste Afghanistan-Bilder stehen noch bevor“
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hat vor einer weiteren Eskalation der Lage in Afghanistan gewarnt. „Ich befürchte, dass die schlimmsten Bilder aus Afghanistan uns noch bevorstehen werden“, sagte der ehemalige Verkehrsminister Deutschlands.
„Es ist bisher nicht absehbar, wie lange die Situation am Flughafen in Kabul aufrechterhalten werden kann. Die Amerikaner jedenfalls sind in der Lage, Kabul innerhalb weniger Stunden zu verlassen. Damit wäre der Einsatz dort beendet - mit vermutlich sehr schwierigen Bildern für uns“, so Dobrindt in einem Interview mit „Focus Online“.
„Neue Terrorgefahr durch die Taliban“
Dobrindt vertrat die Ansicht, nun kämen zwei große Herausforderungen auf den Westen zu. „Das eine ist die neue Terrorgefahr durch die Taliban. Ich glaube nicht daran, dass sich die Taliban von 2021 sich von den Taliban 2001 unterscheiden. Darauf müssen wir uns einstellen und unsere Fähigkeiten international anpassen“, sagte er. „Die zweite ist eine langanhaltende Fluchtbewegung durch die Machtübernahme der Taliban. Auf diese Herausforderungen müssen wir uns vorbereiten.“
Deutscher Außenminister legt Fünf-Punkte-Plan vor
Deutschlands Außenminister Heiko Maas legte am Montag einen Fünf-Punkte-Plan für eine Bewältigung der Afghanistan-Krise vor. Erstens sei man mit der Türkei und den USA, aber auch den Taliban im Gespräch, ob der Flughafen Kabul nach dem 31. August auch zivil weiter betrieben werden könne, um Menschen auszufliegen. Zweitens spreche man mit den Nachbarstaaten Afghanistans, damit diese Flüchtlinge auf dem Landweg aufnehmen. Dafür seien 100 Millionen Euro bereit gestellt.
Zudem sollten deutsche Botschaften in den Nachbarstaaten Menschen schnell und unkompliziert Visa für eine Einreise nach Deutschland ausstellen. Viertens werde dort das Personal in den diplomatischen Vertretungen aufgestockt, um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. Fünftens werde das Programm für besonders gefährdete Afghaninnen und Afghanen um weitere zehn Millionen Euro erhöht.
Chaotische Zustände am Flughafen Kabul
„Die Lage um den Flughafen hat sich in den vergangenen Stunden jedoch weiter chaotisiert“, sagte Maas. „Die Lage ist nach wie vor gefährlich. Aus diesem Grund empfehlen, wir nicht, sich auf eigene Faust zum Flughafen zu begeben“, bekräftigte er. Es sei nicht gewährleistet, dass die Menschen dann auch den inneren Ring des Flughafens betreten können. Dies erschwere die Evakuierungen, die man aber so lange wie möglich fortsetzen wolle. Zugleich betreibe man Vorsorge dafür, Menschen auch nach Ende der Evakuierungen helfen zu können.
Lufthansa fliegt mehr als 1500 Geflüchtete aus
Innerhalb einer knappen Woche hat die Lufthansa mehr als 1500 aus Afghanistan evakuierte Menschen aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent nach Deutschland geflogen. Bisher seien bei der Luftbrücke zwölf Flüge mit Langstreckenflugzeugen vom Typ Airbus A340 absolviert worden, teilte das Unternehmen am Montag in Frankfurt mit.
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