Heinz-Christian Strache sitzt auf der Anklagebank, sein einstiger Stratege unterdessen als FPÖ-Chef beim ORF-„Sommergespräch“: Erstmals vertrat Herbert Kickl dort die Freiheitlichen als Frontmann (siehe Video oben). Neben den gewohnten Angriffen auf Türkis-Grün („Wir werden von jungen Burschen regiert“) gab Kickl im Gespräch mit Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher am Montagabend auch viel Persönliches von sich preis. Dass er in der Öffentlichkeit von vielen Seiten oft zu hart wahrgenommen werde, störe ihn nicht: „Ich bin Politiker, kein Schauspieler.“
Bei nicht weniger als 14 „Sommergesprächen“ hat Heinz-Christian Strache im ORF-Studio als Obmann der Freiheitlichen Platz genommen - und all die Jahre war es vor allem Herbert Kickl, der ihm dabei mit Sagern und strategischen Ratschlägen zur Seite gestanden war. Jetzt, 16 Jahre nach Straches erstem Auftritt beim Traditionsformat, ist die Sitzverteilung eine andere: Strache nimmt auf der Anklagebank Platz, Kickl als freiheitlicher Frontmann im ORF-„Sommergespräch“.
„Bin manchmal ein bisschen ungeduldig“
Zu Beginn des Interviews mit ORF-Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher verriet Kickl, dass er manchmal ein bisschen ungeduldig sei, „wenn sich die Dinge nicht so entwickeln, wie ich es gerne habe“. Dass er in der Öffentlichkeit oft zu hart wahrgenommen werde, störe ihn nicht. „Ich bin Politiker, kein Schauspieler.“
„Habe mit Gedanken gespielt, Berufssoldat zu werden“
Weiters verriet er, dass er seinerzeit in der Jugend mit dem Gedanken gespielt habe, Berufssoldat zu werden. Die französische Fremdenlegion habe ihn fasziniert. „Es hat sich dann anders ergeben, heute bin ich froh darüber.“
„Wir werden von jungen Burschen regiert“
Bei seinee Arbeit als Politiker gehe es ihm nicht um Machtausübung. Dabei übte er scharfe Kritik an den derzeitigen Personen in der Bundesregierung: „Ich habe das Gefühl, dass wir derzeit von jungen Burschen regiert werden, denen Macht das Wichtigste ist. Ich will zeigen, dass es auch anders geht.“ Wegen der aktuellen Regierung brenne es im Land an allen Ecken und Enden. Man sei umgeben von türkisen Karrieristen, „die sich das Land unter den Nagel reißen“.
Als FPÖ-Chef könne er auch in der Opposition viel bewegen. „Man darf nicht vergessen, dass die Asyldiskussion erst durch die FPÖ gekippt ist.“ Auch seine Zeit als Innenminister sehe er positiv. „Es ist mir in den eineinhalb Jahren viel gelungen, ich habe geliefert.“
Seinen Vorgänger als Parteichef, Norbert Hofer, sehe er auf dem politischen Spielfeld jetzt besser aufgestellt. „Wir haben einfach die Position gewechselt“, bemühte er einen Fußball-Vergleich und sagte weiter: „Ich bin ein bisschen in den Sturm gegangen. Und das ist etwas, wo sich Norbert Hofer nicht so wohlfühlt.“
„Norbert Hofer fühlt sich jetzt wohler“
Den Rollentausch mit Hofer, der bekanntlich nicht konfliktfrei über die Bühne gegangen ist, begründete er so: „Wenn sich das Klima verschärft, werden auch die Konflikte härter.“ Und fügte hinzu: „Ich glaube, er fühlt sich jetzt wohler, und ich denke, für die Partei ist es gut“, meinte er zum im Sommer erfolgten Machtwechsel bei den Freiheitlichen. Auch diverse Abgesänge hätten sich nicht bewahrheitet, zu Massenaustritten sei es nicht gekommen.
Kickl würde der afghanischen Botschafterin in Österreich Asyl gewähren
Die aktuellen Bilder in Afghanistan würden auch ihn nicht kalt lassen, ähnliches Leid würde man aber tagtäglich auch in Afrika, Südamerika oder China sehen. Als österreichischer Politiker sehe er sich aber anderen Themen verpflichtet. Der FPÖ-Chef würde aber immerhin der afghanischen Botschafterin in Österreich Asyl gewähren. Flüchtlinge würde er aber keine aufnehmen, auch für Hilfe für Aktivisten vor Ort sei Österreich der falsche Ansprechpartner, denn: „Es gibt Dinge, die ich nicht ändern kann.“
Solidarität mit Ungeimpften
Weiterhin solidarisch zeigte sich Kickl mit Ungeimpften. Der FPÖ-Chef wolle zeigen, dass diese nicht alleine seien und sie sich nicht unter einen moralischen Druck setzen lassen sollen. Er sei zwar nicht stolz darauf, nicht gegen das Coronavirus geimpft zu sein, allerdings sei er es guten Gewissens, wie Kickl sagte. Auch das Beispiel des oberösterreichischen FPÖ-Landesparteichef Manfred Haimbuchner, der schwer an Covid-19 erkrankt war, konnte ihn nicht umstimmen. So müsse es nicht zwangsläufig sein, dass eine Impfung dessen Erkrankung verhindert oder gelindert hätte.
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