War dieser Mord absehbar? Der Angeklagte ist fünffach vorbestraft. Immer wegen Gewalttaten, auch gegen seine Ex-Frau. Er war keinen Tag in Haft. Es gibt ein Gefährdungs-Gutachten über ihn - das nie den Weg ins Gericht fand! Jetzt stand der 29-Jährige vor Geschworenen in Wien: Er erstickte seine Lebensgefährtin.
Nur Stunden vor der Tat im Februar kam es wieder zu einem Gewaltausbruch in der Wohnung der Frau in Wien-Favoriten. Es flogen Gläser, dann stieß er sie in die Scherben, verdrosch die Blutende mit einem Schuh. Und ging „spazieren, weil ich gewusst hab, sie wird sich so schnell nicht beruhigen“! Beruhigen? Wovon? Von der zerschnittenen Hand, weshalb sie letztlich die Rettung gerufen hatte und ins Spital kam? Dem Taxifahrer, der sie heimbrachte, erzählte sie, dass sie Angst habe vor ihm.
Teufel, Engel und eine schwierige Beziehung
Nein, sagt der Angeklagte. Redet von „Ups und Downs“ in der Beziehung, von Alkohol, von der Diskussion über Religion, Teufel und Engel und ihre „Auszucker. Aber sie hat nicht losgelassen. Sie wollte, dass ich bleibe. Ich wär sowieso immer schuld gewesen an allem.“
Stiefvater alarmierte die Polizei
Als er dann doch wieder zurückkam, sei sie „dagelegen“. Leblos. Ein Messerstich im Bauch. Ein Plastiksackerl halb über den Kopf gezogen, Würgemale am Hals – mit seiner DNA. In seinem Schock sei er zu ihrem Stiefvater einen Stock darunter gelaufen, der die Polizei alarmierte. Laut deren Protokoll habe er gesagt: „Daria, bitte lebe. Ich bin schuld, Daria!“ Ein „Verzweiflungsschrei“, so Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger – weil er nicht der Mörder der 28-Jährigen sei.
„Es gibt einige Anzeigen wegen Tätlichkeiten.“ – „Die haben auch alle stattgefunden.“ – „Halten Sie sich für gewalttätig?“ – „Ja, schon, aber oft genug war es Verteidigung.“
Dialog Richter Wolfgang Etl mit dem Angeklagten
Opferanwältin Sonja Aziz schildert deren Selbstmordversuche, die Abtreibung, zu der er sie fast prügelte, die Spirale aus Gewalt, Macht, Sadismus, dazu ihren mangelnden Selbstwert, der diese Szenen immer wieder verdrängte. Und spricht von der Gefährlichkeitsanalyse, die das Landeskriminalamt erstellte – aber niemandem weiterleitete! In der steht, dass Würgen schon ein deutliches Alarmsignal sei ...
Sie hat genau gewusst, wie sie jemandem schaden kann.
Der Angeklagte
Er wiegelt ab. Der Staatsanwalt hakt nach: „Warum soll sie das alles erfunden haben?“ – Antwort: „Sie hat genau gewusst, wie sie jemandem schaden kann.“
Urteil: lebenslange Haft, nicht rechtskräftig.
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