Im Ländervergleich hängt Österreich beim Impfen mittlerweile im europäischen Mittelfeld fest. Und das just zu Beginn der vierten Welle. Was steckt dahinter? Die „Krone“ hat nachgefragt.
Aus Vordränglern sind Impfmuffel geworden: Rund 57 Prozent der Österreicher sind bisher vollimmunisiert, haben also alle nötigen Stiche - siehe Grafik unten. Doch während sich vor dem Sommer etwa noch bis zu 80.000 an einem Tag den Piks abholten, sind es derzeit nur noch um die 8000 Erstimpfungen.
Ferienzeit hemmt Impffortschritt
Warum holen sich derzeit so wenige den Stich? Einerseits haben wir jene Menschen, die sich sowieso freiwillig impfen lassen wollen, „bereits erreicht“, meint Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. Und dann ist Sommer, es ist Ferienzeit: Da ist es auch irgendwie verständlich, dass Menschen gerade nach einem Jahr Urlaubspause lieber wegfahren und sich entspannen möchten, als sich um das böse Coronavirus zu kümmern.
Nur 10 Prozent mehr Vollgeimpfte – und das möglichst rasch – würden uns schon helfen, besser durch den Herbst zu kommen.
Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, MedUni Wien
Verhärtete Fronten bringen Unsicherheit
Doch für Umweltmediziner Hutter spielen weitere Faktoren eine viel ausschlaggebendere Rolle: „Wir befinden uns in einer verfahrenen Situation. Menschen, die bisher gezögert haben, werden weiter verunsichert bzw. verwirrt von Falschmeldungen oder Halbwahrheiten, etwa in sozialen Medien, aber auch durch Polit-Debatten.“
„Es herrscht Frustration“
Dies würde dazu beitragen, dass sich die Fronten zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften weiter erhärten - und zusätzlich für Verunsicherung sorgen. „Es herrscht Frustration. So wird auch Aufklärung schwierig“, so Hutter.
Und das am Beginn der vierten Welle ...
Und das am Beginn der vierten Welle. Dabei bräuchte es zumindest zehn Prozent mehr Vollgeimpfte - und zwar möglichst rasch: „Da sind wir natürlich noch weit weg von einer Herdenimmunität. Aber das wäre schon ein enormer Vorteil für den Herbst.“ Vor allem in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen, gefolgt von den 25- bis 34-Jährigen, denn da gäbe es derzeit die meisten Infektionen.
Hutter warnt auch angesichts der Diskussion rund um 1G-, 2G- oder 3G-Regeln vor einer Kluft innerhalb der Gesellschaft: „Wir brauchen keine Spaltung. Wir leben alle im gleichen System. Die Pandemie zu bekämpfen sollte unser gemeinsames Ziel sein.“ Was die Impf-Entscheidung anbelangt, müsse den Menschen bewusst werden: „Es geht um die Gesundheit eines jeden Einzelnen. Ist das nicht Anreiz genug?“
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