„Akute Gefahr“

Biden warnt vor Anschlag des IS am Flughafen Kabul

Ausland
25.08.2021 06:55

US-Präsident Joe Biden hat vor wachsender Terrorgefahr am Flughafen in Kabul gewarnt. Jeder Tag, den man wegen der Evakuierungen länger vor Ort bleibe, sei ein weiterer Tag, an dem ein örtlicher Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat versuche, den Flughafen anzugreifen, sagte Biden. 

Es gebe die „akute und wachsende Gefahr eines Anschlags“, sagte Biden am Dienstag in Washington nach einer Videoschaltung der G7-Staats- und Regierungschefs zur Lage in Afghanistan. Die USA halten daher vorerst an ihrem Plan fest, ihre Truppen bis zum 31. August aus Afghanistan abzuziehen. „Je früher wir es abschließen, desto besser“, sagte Biden.

Das US-Militär reduzierte unterdessen seine Truppenpräsenz am Flughafen Kabul nach eigenen Angaben um „mehrere Hundert“ Soldatinnen und Soldaten. Es handelt sich dabei unter anderem um Beschäftigte der Zentrale, Spezialisten für Wartungsarbeiten und andere Soldaten, deren Mission am Flughafen abgeschlossen sei. Das US-Militär hatte dort zuletzt rund 5800 Soldaten im Einsatz.

US-Präsident Joe Biden (Bild: 2021 Getty Images)
US-Präsident Joe Biden

Biden: „Werden Taliban nach Taten beurteilen“
Nach Angaben des US-Präsidenten bestand bei den G7-Beratungen am Dienstag Einigkeit darüber, dass die Anerkennung einer künftigen Regierung in Afghanistan von zahlreichen Bedingungen abhängen würde. „Wir sind uns einig, dass niemand von uns die Taliban beim Wort nehmen wird. Wir werden sie nach ihren Taten beurteilen, und wir werden uns eng über alle Schritte abstimmen“, sagte Biden. Entscheidend sei etwa, ob die Taliban internationalen Verpflichtungen nachkämen und verhinderten, dass Afghanistan erneut als „Basis für Terrorismus“ genutzt werden könne.

Biden: IS könnte versuchen, Glaubwürdigkeit der Taliban zu erschüttern
Mit Blick auf den Ableger des IS sagte Biden, die Terrorgruppe sei auch ein erklärter Feind der Taliban. Mit einem Anschlag auf den Flughafen könnte der IS-Ableger die Glaubwürdigkeit der Taliban als neue Machthaber erschüttern und auch ausländische Truppen treffen, die der Gruppe verhasst sind, so die Logik. Die Taliban kontrollieren das Gebiet rund um den Flughafen.

Seit der Machtergreifung der Taliban Mitte August wird versucht, westliche Staatsbürger, afghanische Ortskräfte und andere Schutzbedürftige zu evakuieren. Von der US-Luftwaffe und den Verbündeten seien bereits 70.700 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen worden, erklärte Biden. Angesichts des Fortschritts bei den Evakuierungen solle am Abzug bis Ende August, also bis spätestens kommenden Dienstag, festgehalten werden. Biden fügte aber hinzu, er habe das Außen- und Verteidigungsministerium angewiesen, Alternativpläne zu erarbeiten, um den Zeitplan des Abzugs anzupassen, falls das nötig sein sollte. Die Fortführung des Einsatzes hänge auch von der Kooperation der Taliban ab.

Einige internationale Partner hatten die USA zu einer Verlängerung des Einsatzes aufgefordert, um noch mehr Zeit für die Evakuierungen zu haben. Der Militäreinsatz ist von den US-Truppen abhängig. „Wir waren uns heute alle einig, dass wir mit unseren engsten Partnern Schulter an Schulter stehen werden, um die aktuelle Herausforderung in Afghanistan zu meistern“, sagte Biden mit Blick auf die G7-Gespräche. Man werde auch künftig mit vereinten Kräften zusammenarbeiten, versprach er.

Schlimme Hygienezustände für Evakuierte am Flughafen Doha
Die USA versprachen unterdessen nach Berichten über schlechte hygienische Zustände auf dem Militärflugplatz nahe der katarischen Hauptstadt Doha eine schnelle Besserung. Zuvor hatte etwa das Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf eine E-Mail eines US-Beamten von Ratten, Urin und Fäkalien berichtet. Der Flugplatz ist ein wichtiges Drehkreuz für die Evakuierungsflüge aus Afghanistan. „Wir sind uns dessen bewusst und arbeiten schnell daran, die Situation zu verbessern, und wir wollen natürlich, dass die Menschen, die evakuiert werden, mit Respekt behandelt werden“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, am Dienstag. 

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