Entscheidung in EU
Bald Antibiotikaverbot bei Nutz- und Heimtieren?
In einem Nachfolgerechtsakt müssen nun EU-Kommission, Mitgliedsstaaten und EU-Parlament bis zum Inkrafttreten des Gesetzes im Januar 2022 festlegen, welche Antibiotika künftig für den Einsatz beim Menschen vorbehalten und damit für die Tiermedizin verboten werden sollen.
„Sollte sich das Europäische Parlament für ein Antibiotikaverbot bei Heim- und Nutztieren aussprechen, so hätte dies schwerwiegende Folgen für Mensch und Tier“, betont Tierärztekammerpräsident Kurt Frühwirth anlässlich der bevorstehenden parlamentarischen Abstimmung, die Mitte September 2021 in Straßburg stattfinden wird.
„Enorme Folgen“ möglich
„Zur Diskussion steht ein weitreichendes Verbot von bestimmten antimikrobiellen Wirkstoffklassen, die in der Tiermedizin verwendet werden. Dies hätte nicht nur enorme Folgen auf die tiermedizinische Betreuung in der Landwirtschaft und damit die fleischproduzierende Industrie, sondern auch weitreichende Konsequenzen für Konsumenten sowie die Gesundheit von Haustieren.“
Der Antrag sieht vor, den Vorschlag der EU-Kommission dahingehend zu überarbeiten, dass die von der WHO ausschließlich nach humanmedizinischen Gesichtspunkten als kritisch eingestuften Antibiotika nur mehr beim Menschen angewendet werden dürfen. Eine ganze Reihe auch für die Veterinärmedizin und damit für Tiere lebenswichtige Antibiotika, stünden dann nicht mehr zur Verfügung.
Tiere haben ein Recht auf wirksame Behandlung
So könnten bestimmte Infektionserkrankungen nicht ausreichend und effizient behandelt werden, dies hätte auch tierschutzrelevante Folgen. Zudem würde das Verbot dem österreichischen Tierschutzgesetz widersprechen, denn mit Paragraf 15 ist die Versorgung von Tieren bei Krankheit oder Verletzung geregelt bzw. vorgeschrieben. Tiere haben damit auch ein Recht auf eine ausreichend wirksame antibiotische Behandlung.
Und selbst der Mensch würde durch dieses Verbot gefährdet werden: Bleiben Zoonosen, also Erkrankungen, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können, beim Tier unbehandelt, steigt die Gefahr, dass Menschen ebenfalls daran erkranken.
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