Bei Online-Glücksspielen in Österreich ist der Spielerschutz noch stark verbesserungsbedürftig. Das ergab ein Konsumentenschutztest des Salzburger Instituts für Glücksspiel und Abhängigkeit. „Wir wollen nicht schimpfen, wir wollen den Spielerschutz weiterentwickeln“, sagte der Institutsvorsitzende Roman Neßhold bei einer Pressekonferenz in Wien. Der Betreiber der getesteten Plattform relativiert.
Anlass der Untersuchung war eine zunehmende Zahl von Meldungen, dass der Spielerschutz beim österreichischen Online-Glücksspielanbieter win2day nicht eingehalten würde. Daher wurde zwischen 28. Mai und 29. Juni dieses Jahres ein Test auf win2day durchgeführt. Win2day ist das Online-Angebot von Casinos Austria und den Österreichischen Lotterien. Neben Lotto und Toto bietet die Seite Sportwetten und 72 verschiedene Casino-Spiele an. Eine Schutzsoftware namens „Mentor“ soll „problematisches Spielverhalten“ frühzeitig erkennen und den Nutzer warnen. Pro Konto können maximal 800 Euro pro Woche verspielt werden.
Spielerschutz deaktiviert, mehrere Konten möglich
Im Testzeitraum habe sich jedoch gezeigt, dass die Spielerschutzsoftware „standardmäßig deaktiviert“ und die Aktivierungsmöglichkeit schwer auffindbar war. Eine 72-stündige „Cooldown“-Phase zwingt einen Nutzer zur Auszeit, wenn er sein Spiellimit erhöht. Allerdings habe sich im Test gezeigt, dass auf denselben Namen und dieselbe Anschrift mehrere Konten angelegt werden konnten, ohne vom System daran gehindert zu werden. Somit könne ein Nutzer nahezu 7000 Euro pro Monat verspielen. „Das ist natürlich fatal, wenn man bedenkt, dass gerade Menschen, die Probleme mit dem Spielen haben, nach solchen Möglichkeiten suchen, die Limits auszureizen, mehr und länger zu spielen“, erklärte Neßhold.
500 Euro in drei Minuten verspielt
In einem Versuch zeigte sich, dass bei einem einzigen Spiel innerhalb von nur drei Minuten 500 Euro verspielt werden konnten. „Das erscheint uns exorbitant hoch. Menschen mit Suchtverhalten passiert genau so was.“ Hier müssten die zulässigen Spieleinsätze (im Versuch 25 Euro pro Spiel) verringert oder die Spieldauer verlängert werden. Ein Automatenspiel, das drei Sekunden dauere, sei nämlich weniger suchtgefährlich als ein Spiel, das nur eine Sekunde dauere, wie Neßhold weiter ausführte.
Neßhold empfiehlt zudem die standardmäßige Aktivierung von „Mentor“ sowie die Unterbindung der Nutzung mehrerer Konten durch dieselbe Person und von Parallelspielen. Das pauschale Einzahlungslimit von 800 Euro pro Woche „erscheint uns angesichts des Durchschnittseinkommens eines Arbeitnehmers von 2100 Euro im Monat nicht nachvollziehbar“. Hier sollte es eine Staffelung je nach Vermögens- und Einkommenssituation geben.
Aus rechtlicher Sicht - etwa bei Schadensersatzforderungen - problematisch erscheint Neßhold auch der Umstand, dass Sportwetten und Glücksspiele über dasselbe Konto verrechnet werden, obwohl hier unterschiedliche Gesetze zum Tragen kommen. Insgesamt bedürfe es einer Reform des Glücksspielgesetzes mit strengeren Regeln, um Spielsüchtige besser zu schützen, forderte Neßhold.
Casinos Austria kündigen Verbesserungen an
Casinos-Austria-Sprecher Patrick Minar bestätigt, dass die Spielerschutzsoftware „Mentor“ standardmäßig deaktiviert ist, doch werde sich das mit einem Update im September ändern. Die Festlegung des Einsatzlimits auf 800 Euro pro Woche gehe wiederum auf einen Bescheid des Finanzministeriums zurück. Der Idee einer sozialen Staffelung der Einsatzlimits könne man zwar etwas abgewinnen, jedoch finde man derartige Limits bei Mitbewerbern aus anderen Ländern, die laut Minar 60 Prozent Marktanteil in Österreich halten, oft gar nicht. Dort könne man auch ohne weiteres mehr als 500 Euro innerhalb weniger Minuten verspielen. Es würden aber ohnehin nur 200 von insgesamt 800.000 registrierten Kunden bei win2day dieses Limit regelmäßig erreichen.
Die erwähnte Nutzung von zwei Konten mit dem selben Namen sei einem Fehler im Kundencenter zu verschulden, den man bedauere. Das Computersystem erkenne solche Dupletten sehr wohl, jedoch gab es im genannten Beispiel eine manuelle Eingabe am Freitag, die erst am darauffolgenden Montag vom System erkannt und gesperrt wurde. Die Kritik, dass Sportwetten und Glücksspiele nicht getrennt verrechnet werden, könne man hingegen gar nicht nachvollziehen. Durch die gemeinsame Verrechnung würden hier auch Sportwetten unter das Glücksspiellimit fallen - während andere, ausländische Sportwettenanbieter meist gar keine Limits beachten müssten, so Minar abschließend.
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