Mit „Tirol 2050 energieautonom“ hat sich das Land das Ziel gesetzt, dass Tirol bis 2050 ohne fossile Energieträger auskommt. Sämtlicher Strombedarf des Bundeslandes soll aus erneuerbaren, heimischen Ressourcen gedeckt werden. Wie gut stehen die Chancen, dieses Ziel zu erreichen? Die „Krone“ hat nachgefragt.
Seit 2014 läuft das Projekt, mit dem das Land den Verein Energie Tirol betraut hat. Geschäftsführer Bruno Oberhuber erklärt die aktuelle Lage: „Zurzeit sind wir zu 40 Prozent autonom, das heißt, wir können 40 Prozent unserer Energie selbst erzeugen.“ 2014 lag der Anteil bei 35 Prozent, die Steigerung betrug in den letzten sieben Jahren also fünf Prozentpunkte. Dass das zu langsam ist, weiß Oberhuber. „Beim Ausbau der erneuerbaren Energien kommen wir schon vorwärts, bei der Energieeffizienz stagnieren wir“, führt er aus, wo die Schwächen derzeit liegen.
Wissenschaft fordert konkrete Maßnahmen
Stephan Tischler, Verkehrswissenschaftler an der Uni Innsbruck, der im Bereich intelligente Verkehrssysteme forscht, wünscht sich von der Politik konkretes Handeln. „Mir fehlt im Moment noch die Umsetzung der ganzen Maßnahmen“, meint er. Noch sei man fast gar keinen Schritt vorangekommen. Grundsätzlich hält er die Energieunabhängigkeit aber für erreichbar. „Tirol kann sich selbst mit Energie versorgen. Ich denke, das ist bis 2050 durchaus machbar“, so Tischler.
Man muss Nahmobilität forcieren. Das hat man lange vergessen. Da sollten wir aber wieder hin, gerade im städtischen Bereich.
Stephan Tischler, Verkehrswissenschaftler Uni Innsbruck
Den Schlüssel sieht der Wissenschaftler vor allem in Wasserkraft und Fotovoltaik, wo noch viel ungenutztes Potenzial bestehe. Den Umbau auf mehr Öffis sieht Tischler jedoch kritisch, da auch sie Energie verbrauchen. „Das, was am günstigsten ist, ist der Umstieg auf zu Fuß gehen oder Radfahren“, betont er. Die Raumplanung müsse sich auf kürzere Wege konzentrieren, die man unmotorisiert zurücklegen kann.
Bis 2050 mindestens 90 Prozent energieautonom
Weil Tirol begrenzte Ressourcen habe, müsse man den Energiebedarf um 37 bis 40 Prozent reduzieren, um die Autonomie zu erreichen, erläutert Energie Tirol-Geschäftsführer Oberhuber.
Mit dem aktuellen Tempo geht es sich nicht aus, wir müssen uns deutlich anstrengen. Wir können das Ziel nur erreichen, wenn wir den Energiebedarf reduzieren.
Bruno Oberhuber, Geschäftsführer Energie Tirol
Damit sei die Energieeffizienz bis 2050 „optimistisch gesehen“ schaffbar, glaubt auch er. Oberhuber gibt sich zuversichtlich, dass unser Bundesland bis 2050 auf jeden Fall zu 90 Prozent energieunabhängig sein wird. „Eine Punktlandung werden wir vielleicht nicht machen, aber es ist wichtig, dass wir konsequent vorgehen“, betont er.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.