Land versinkt im Chaos
Malala „bricht das Herz“ wegen Lage in Afghanistan
Die pakistanische Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai hat sich erschüttert über die jüngsten Entwicklungen in Afghanistan gezeigt. In einem Blog-Eintrag, den sie am Dienstagabend veröffentlichte, berichtete sie ausführlich über ihren Genesungsprozess von dem Kopfschuss, den sie als 15-Jährige durch die Taliban in ihrem Heimatland erlitten hatte - und nahm Stellung zu dem Wiedererstarken der Gotteskrieger. Unterdessen ringen die Westmächte um den Abschluss der Evakuierungen, die Lage am Flughafen von Kabul wird zunehmend kritischer.
Malala Yousafzai überlebte im Oktober 2012 ein Attentat, nachdem Taliban-Kämpfer im Norden Pakistans ihren Schulbus gestoppt hatten. Sie hatte sich für den Schulbesuch von Mädchen stark gemacht. Die heute in Großbritannien lebende 24-Jährige hat erst kürzlich ihre sechste Operation in der US-Metropole Boston hinter sich gebracht. „Neun Jahre später erhole ich mich noch immer von einer einzigen Kugel.“ Die Menschen in Afghanistan hätten Millionen von Kugeln in den vergangenen vier Jahrzehnten abbekommen. Sie fügte hinzu: „Mir bricht das Herz für diejenigen, deren Namen wir vergessen oder niemals kennen werden, deren Hilferufe nicht beantwortet werden.“
Staaten ringen um Evakuierungsfrist
Knapp eine Woche vor Ablauf der Taliban-Frist zum Abzug ausländischer Truppen bemühen sich westliche Staaten um den zeitigen Abschluss ihrer Rettungseinsätze. US-Präsident Joe Biden sagte, die amerikanischen Kräfte seien auf Kurs, die Evakuierungen bis zum 31. August abschließen zu können. Schon diese Woche könnte Medienberichten zufolge auch der Afghanistan-Einsatz der deutschen Bundeswehr enden. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel nannte aber kein genaues Abzugsdatum.
Biden hatte beim virtuellen G7-Gipfel eine Verlängerung der Evakuierungen über den 31. August hinaus zunächst abgelehnt. Er verwies auf die wachsende Gefahr durch mögliche Anschläge der Miliz „Islamischer Staat“. „Je schneller wir fertig werden können, umso besser“, sagte Biden. „Jeder Tag des Einsatzes bringt zusätzliche Risiken für unsere Truppen.“ Zudem sei man bei den Evakuierungen auf die Zusammenarbeit mit den nun in Afghanistan herrschenden Taliban angewiesen, die auf ein Ende der Rettungsflüge bis Ende August pochen.
Lage am Flughafen bleibt angespannt
Die Lage am Flughafen in Kabul blieb indes angespannt. Auch am Mittwoch harrten Tausende Menschen in der Hoffnung aus, ins Ausland gelangen zu können. So zeigen in sozialen Medien geteilte Videos Hunderte Afghanen, die teils bis zu den Hüften in einem Wassergraben vor einer Wand zum Flughafengelände stehen und warten. Taliban hatten zuletzt begonnen, Afghanen den Zutritt zum Flughafen zu verwehren.
Bisher 76 Personen nach Österreich evakuiert
76 österreichische Staatsbürger mit afghanischen Wurzeln bzw. Menschen mit Aufenthaltsberechtigung in Österreich sind bisher aus Afghanistan nach Österreich gebracht worden, wie Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) am Mittwoch am Rande einer Pressekonferenz mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in Wien mitteilte. Mehrere Dutzend würden noch auf die Ausreise warten, erklärte das Außenamt danach auf Anfrage.
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