Die Fakten sind bedrohlich: Cyberangriffe nehmen weltweit in einem erschreckenden Ausmaß zu. Die Attacken legen Städte und Unternehmen lahm und gefährden wichtige Infrastruktur wie Benzin-Pipelines oder Stromtrassen. Aber auch private Anwender sind im Visier der Cyberkriminellen. Um sie wirksam zu bekämpfen, haben die US-Bundesregierung unter Präsident Joe Biden und führende Technologie-Konzerne wie Google, Apple und Microsoft am Mittwoch ein milliardenschweres Paket geschnürt.
„Die jüngsten öffentlichkeitswirksamen Vorfälle im Bereich der Cybersicherheit zeigen, dass sowohl öffentliche als auch private Einrichtungen in den USA zunehmend mit ausgeklügelten bösartigen Cyberaktivitäten konfrontiert sind“, erklärte das Weiße Haus nach dem Treffen mit den Konzernlenkern. Cybersecurity-Bedrohungen und -Vorfälle beträfen Unternehmen jeder Größe, Kleinstädte und Gemeinden in jedem Winkel des Landes sowie den Geldbeutel von Familien der Mittelschicht. Erschwerend komme hinzu, dass fast eine halbe Million öffentlicher und privater Arbeitsplätze im Bereich der Cybersicherheit unbesetzt blieben.
In der Runde mit unter anderem Apple-Chef Tim Cook, Microsoft-CEO Satya Nadella und Andy Jassy von Amazon sammelte US-Präsident Joe Biden zunächst milliardenschwere Zusagen der Konzerne ein. Cook versprach, Apple werde ein neues Programm zur kontinuierlichen Verbesserung der Sicherheit in der gesamten Lieferkette einrichten. Der Konzern wolle dabei mit seinen Zulieferern zusammenarbeiten und Sicherheitsschulungen sowie die Behebung von Schwachstellen vorantreiben.
Der Apple-Chef reagierte mit dieser Ankündigung auch auf politische Vorbehalte gegen die Lieferkette des iPhone-Konzerns, der in großen Teilen auf Lieferanten und Produktionsstätten in China angewiesen ist.
Microsoft und Google versprechen Milliarden Dollar für Cybersicherheit
Microsoft will in den kommenden fünf Jahren 20 Milliarden US-Dollar investieren, um zum Beispiel fortschrittliche Sicherheitslösungen schneller bereitstellen zu können. Das Windows-Betriebssystem und das Kommunikationssystem Exchange von Microsoft hatte in den vergangenen Monaten wenig Widerstandskraft gegen Ransomware-Attacken und andere Cyberangriffe gezeigt. Das lag auch daran, dass Kunden es versäumt hatten, wichtige Updates rechtzeitig einzuspielen, um so Sicherheitslücken zu schließen.
Google wiederum kündigte an, in den nächsten fünf Jahren zehn Milliarden Dollar zu investieren, um sogenannte Zero-Trust-Programme auszuweiten und die Software-Lieferkette zu sichern. Beim Zero-Trust-Konzept geht man prinzipiell davon aus, dass Zulieferern nicht vertraut werden kann und das Sicherheitskonzept eines Systems nicht von der Integrität einzelner Komponenten abhängen darf.
Der Internetkonzern versprach bei dem Treffen außerdem, dass er 100.000 Amerikanern dabei helfen werde, von der Branche anerkannte Zertifikate für digitale Fähigkeiten zu erwerben. IBM dagegen will den eklatanten Personalmangel in diesem Sektor durch eine eigene Initiative mildern: In den nächsten drei Jahren sollen weitere 150.000 Menschen mithilfe von IBM ausgebildet werden.
„Gebot der nationalen und wirtschaftlichen Sicherheit“
Die Biden-Regierung will sich zur Stärkung der Cybersicherheit aber nicht nur auf die Zusagen der Konzerne verlassen, sondern auch selbst aktiv werden. So soll die Bundesbehörde NIST (National Institute of Standards and Technology) in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und anderen Partnern einen neuen Rahmen zur Verbesserung der Sicherheit und Integrität der Technologie-Lieferkette entwickeln.
Cybersicherheit sei für die Regierung ein Gebot der nationalen und wirtschaftlichen Sicherheit, erklärte ein Sprecher des Weißen Hauses. Man räume der Cybersicherheit einen so hohen Stellenwert ein „wie nie zuvor“.
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