Hunderttausende Meerestiere verheddern sich pro Jahr in Netzen im Meer und sterben aufgrund der Plastikplage. Auch Müll aus Österreich landet im Ökosystem Ozean. Unsere Umweltschützer kämpfen dagegen.
Verlorene oder zurückgelassene Fischereinetze sind die tödlichste Form von Plastikmüll in den Ozeanen. Bis zu eine Million Tonnen sogenannter Geisternetze landen jährlich in den Weltmeeren. Im Mittelmeer - besonders beliebt bei den Austro-Touristen - landen pro Minute 33.800 Plastikflaschen - siehe Grafik unten.
WWF-Segelboot macht Jagd auf verwaiste Fischereiausrüstung
Das Segelboot der Umweltschutzorganisation WWF macht jetzt Jagd auf die verwaiste Fischereiausrüstung. An einem Tag wurden alleine im italienischen Portofino über 200 Kilo alter Netze geborgen und unschädlich gemacht.
Warum schwimmen so viele Geisternetze in den Ozeanen?
Der Verlust der Netze bedeutet jedoch für die Fischer eine erhebliche finanzielle Belastung. Warum schwimmen dennoch so viele dieser schädlichen Geisternetze in den Ozeanen? Es gibt verschiedene Szenarien - nicht alle sind legal. Ein Fanggerät wird zum Beispiel aufgegeben, wenn der Fischer es nicht mehr bergen kann. Dies geschieht, wenn sich das Gerät an Riffen, Felsen oder anderen Hindernissen verfängt.
Hohe Kosten
In Vanuatu und auf den Salomonen im Südpazifik zerstören regelmäßig Haie die teuren Netze. Nicht rechtens ist es hingegen, wenn illegale Fischer ihre Fanggeräte zurücklassen oder wegwerfen, um ihre Aktivitäten zu verschleiern. Aber auch die hohen Kosten bei der Entsorgung sind Grund für die Geisternetze. Teilweise haben Boote gar keinen Stauraum für die Fanggeräte, und manche Länder thematisieren die schädlichen Auswirkungen der verwaisten Netze nicht.
Bis November setzt der WWF seine Geisternetz-Mission im Mittelmeer fort. Dabei wirbt die Organisation für ein weltweit verbindliches UN-Abkommen gegen den Eintrag von Plastikmüll in die Meere, das auch der unsachgemäßen Entsorgung von Fischereiausrüstung bis 2030 ein Ende setzen soll.
„Todesfalle für Hunderte Arten“
Laut dem WWF-Experten Axel Hein werden die kilometerlangen Geisternetze Hunderten Meerestierarten zur qualvollen Todesfalle, wie er im Interview mit der „Krone“ verriet.
„Krone“: Sie bezeichnen Geisternetze als Öko-Gespenster der Meere. Wie katastrophal wirken sich die Plastikmonster tatsächlich auf die Fauna aus?
Axel Hein: Jüngste Tauchgänge beweisen, dass 557 Tierarten direkt betroffen sind. In den Endlosnetzen verfangen sich edle Geschöpfe wie Wale, Delfine oder Schildkröten.
Welche Spezies trifft das besonders hart?
Diese alten Netze sind hauptverantwortlich dafür, dass es im Ozean vor Mexiko nur noch ganze zehn Vaquita-Schweinswale gibt und diese Art damit kurz vor der Ausrottung steht.
Der Plastikmüll zerstört aber doch auch ganze Naturparadiese und den Boden in den Tiefen?
Leider korrekt. Das Ausmaß ist gewaltig. Denn die Kunststoffabfälle der Fischereiflotten zerstören ja auch direkt die Lebensräume der sensiblen Meeresbewohner, etwa die ökologisch wertvollen Korallenriffe, die ihrer Schönheit und ihres Artenreichtums beraubt werden. Und schließlich gehen ja durch den Abrieb auch die Laichplätze der Fische für immer verloren.
Der wirtschaftliche Schaden ist immens?
90 Prozent der verendenden Arten sind von kommerziellem Fangnutzen. Es würde also auch im Eigeninteresse der Fischereiwirtschaft stehen, die selbst verursachte Umweltkatastrophe schnellstmöglich in den Griff zu bekommen.
Gegenmittel?
Die illegale Entsorgung muss hart kontrolliert und bestraft werden.
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