Wer hat das Sagen?
„Anweisung“: Ein Wort bringt Biden in Bedrängnis
Mit einem einzigen Wort hat sich US-Präsident Joe Biden harter Kritik seiner politischen Gegner ausgesetzt. Und das ausgerechnet nach der Ansprache zu den verheerenden Terroranschlägen in Kabul, bei denen 13 amerikanische Soldaten getötet wurden (siehe Video oben).
Als sich der Präsident nach seiner Rede zu den Anschlägen den Reportern zuwandte, sagte er: „Meine Damen und Herren, man hat mir eine Liste gegeben. Ich wurde angewiesen, die Fragen von Kelly O‘Donnell von NBC zuerst zu beantworten.“ Ein US-Präsident, der von irgendjemandem „angewiesen“ wurde? Das passt nicht zum Bild des mächtigsten Mannes der Welt.
„Ist das euer Ernst?“
Und so folgte prompt ein Shitstorm aus dem konservativen Lager. „Who is running the show?“, wer schmeißt hier also wirklich den Laden, fragten die Kommentatoren, und erneuerten ihre Forderung nach einem Rücktritt von Biden. „Wer hat Biden angewiesen, bestimmte Reporterfragen zu beantworten?“, tobte die republikanische Abgeordnete Claudia Tenney etwa. „Ist das euer Ernst?“
„Er hat Blut an den Händen“
Zusätzlich häuft sich die Kritik am Umgang Bidens mit dem Truppenabzug: „Joe Biden hat Blut an den Händen“, schrieb auch die konservative Abgeordnete Elise Stefanik auf Twitter. Das sicherheitspolitische und humanitäre Desaster in Afghanistan sei „ganz allein das Ergebnis der schwachen und inkompetenten Führung“ des Präsidenten. Bidens Vorgänger Donald Trump erklärte, diese „Tragödie“ hätte nicht zugelassen werden dürfen.
Taliban überrannten das Land in kürzester Zeit
Biden hatte mit dem vollständigen Truppenabzug aus Afghanistan bis zum 31. August den längsten Krieg in der US-Geschichte beenden wollen - auch, um sich auf andere Weltregionen konzentrieren zu können. Jetzt hat Afghanistan den 78-Jährigen endgültig in die größte Krise seiner bisherigen Präsidentschaft gestürzt. Turbulenzen gibt es schon seit Wochen: Inmitten der US-Truppenreduzierung überrannten die radikalislamischen Taliban das Land und rissen nach 20 Jahren die Macht wieder an sich. Es folgte eine dramatische, teilweise chaotische Evakuierungsmission für westliche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte.
Nun sprengten sich zwei Selbstmordattentäter nahe des Kabuler Flughafens in die Luft, wo Tausende Menschen auf eine Ausreise hofften. Einen der Anschläge nahm die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) für sich in Anspruch. Damit wurden erstmals seit Februar 2020 wieder US-Soldaten in Afghanistan getötet. Damals hatte Trump mit den Taliban ein Abkommen vereinbart, in dem die Islamisten den USA im Gegenzug für einen vollständigen Truppenabzug einen Verzicht auf Angriffe zusagten.
„Ich weiß nicht, ob Biden dauerhaften Schaden davontragen wird“, sagt der Politikprofessor Mark Rom. „Aber die Republikaner werden alles in ihrer Macht Stehende tun, damit das so ist.“
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