„Krone“-Kommentar

Abgeflogener Parteichef Heinz-Christian Strache

Kolumnen
27.08.2021 14:04

Nun steht also - wenn auch noch nicht rechtskräftig - fest: Heinz-Christian Strache, ehemaliger erfolgreicher Parteichef der Blauen und eineinhalb Jahre lang Vizekanzler der Republik, ist korrupt. Denn ein unabhängiges Gericht hat ihn zu 15 Monaten bedingter Haft wegen Bestechlichkeit verurteilt. Da ist nun keine Schadenfreude angebracht - auch nicht bei jenen, die mit Strache oder seinen Blauen nichts oder wenig anfangen können oder wollen.

Genausowenig wie Mitleid. Strache hatte zwar ein begnadetes Händchen im Umgang mit seiner die längste Zeit exponentiell wachsenden Klientel. Vergessen wir nicht Umfragewerte aus der Endzeit von Rot-Schwarz, als er mit seiner Partei in lichte Höhen über der 30-Grad-Marke schoss - ehe ein gewisser Sebastian Kurz die Schwarzen mit hektoliterweise Zumischung von Blau türkis umfärbte. Es war auch in Straches Parteiregentschaft, als ein blauer Kandidat - nämlich Norbert Hofer - an der 50-Prozent-Marke kratzte. Aber der übergroße Erfolg ließ den gelernten Zahntechniker (und auch diese Hinzufügung ist keinesfalls abwertend gemeint) ganz offensichtlich abheben. Ließ ihn Spesenrechnungen schreiben, die ihn demnächst neuerlich vor den Richter bringen. Ließen ihn offensichtlich Freunden Dinge versprechen, die er dann als Regierungspolitiker auch einhalten wollte und konnte. Und ihm nun die (bedingte) Haftstrafe bescheren.

(Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)

Wie kann es einem erfolgreichen Politiker - das fragen sich vor allem auch blaue Parteikollegen und (Ex-)Sympathisanten - passieren, dass er seine Konversation auf dem Handy gespeichert lässt? Die Antwort scheint billig: Weil er sich nicht vorstellen konnte, dass ihm die Justiz dieses Handy abnehmen könnte. Der Herr Parteichef hat sich auch ganz offensichtlich nicht vorstellen können, dass jemals jemand kritisch seine Spesenzettel überprüfen würde.

Der Herr Parteichef und Vizekanzler, an sich ein politisches Talent der Sonderklasse, hatte längst abgehoben. Abgehoben in eine eigene Welt, in der einem vermeintlich nichts mehr passieren kann. In der er - siehe Ibiza - die halbe Republik samt der „Krone“ verscherbeln zu können glaubte. Abgehoben und abgeflogen. Der nun schon mehr als zwei Jahre anhaltende Sturzflug hat mit dem heutigen Urteil einen neuen Tiefpunkt erreicht. Alles, nur kein Anlass für Häme. Vielmehr eine laute Warnung für alle, an alle, die wichtig sind oder sich für wichtig halten: Immer schön auf dem Boden bleiben!

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