Alarmierender Bericht
UNICEF: Im Vorjahr täglich 41.000 Kinder geflohen
Mit der steigenden Zahl der Geflohenen und Vertriebenen weltweit steigt auch die Zahl der Minderjährigen, die aus ihrem Umfeld gerissen werden. Allein im vergangenen Jahr seien täglich 41.000 Kinder und Jugendliche vertrieben worden oder geflohen, schreibt das UNO-Kinderhilfswerk (UNICEF) in einem neuen Bericht.
Insgesamt lebten im vergangenen Jahr 59 Millionen Kinder und Jugendliche entweder als Migranten außerhalb ihres Geburtslandes oder waren in ihrem Land aus der Heimat vertrieben worden, fast zehn Millionen mehr als 2015. Nach Angaben von UNICEF wird zu wenig beachtet, dass Buben und Mädchen unterschiedliche Motivationen und Bedürfnisse haben.
Mädchen flüchten vor Zwangsheirat
UNICEF beschäftigt sich in dem Bericht vor allem mit Jugendlichen, die ohne Familie unterwegs sind. Minderjährige Buben würden oft ihre Heimat verlassen, weil von ihnen erwartet werde, Geld zu verdienen, während Mädchen oft fortgingen, um einer frühen Verheiratung zu entkommen. Es sei zu wenig bekannt darüber, zu welchem Zeitpunkt und aus welchen Gründen Minderjährige sich allein auf den Weg machten oder wie stark sie selbst an der Entscheidung beteiligt seien. Dafür seien weitere Studien nötig.
Europa: Neun von zehn unbegleiteten Minderjährigen sind Buben
Unter den 35,5 Millionen minderjährigen Migranten waren nach UNICEF-Angaben im vergangenen Jahr 1,2 Millionen mehr Buben als Mädchen. Die Differenz der Geschlechter wächst seit Jahren. In Europa seien im vergangenen Jahr neun von zehn unbegleiteten Minderjährigen Buben gewesen. Das deute darauf hin, dass die Fluchtroute für Mädchen womöglich besonders gefährlich sei. Allerdings lägen aus anderen Regionen auch weniger Daten vor.
Für 147.000 Minderjährige sei 2020 in europäischen Ländern Asyl beantragt worden. Gut 14.000 seien unbegleitet gewesen, 89 Prozent davon Buben. Der weitaus größte Teil kam aus Afghanistan: rund 5300 Buben und 200 Mädchen.
UNO: Weitere 500.000 afghanische Flüchtlinge bis Jahresende
Unterdessen rechnen die Vereinten Nationen nach der Machtübernahme der Taliban allein bis Jahresende mit bis zu einer halben Million weiterer afghanischer Flüchtlinge. „Wir bereiten uns auf etwa 500.000 neue Flüchtlinge in der Region vor“, sagte am Freitag die stellvertretende UN-Flüchtlingskommissarin Kelly Clements. Bislang sei jedoch noch keine massive Fluchtbewegung zu verzeichnen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.