„Bei unter 80 Prozent“

Ruf nach Impfpflicht in Italien wird lauter

Ausland
29.08.2021 14:25

Italiens Regierung erwägt immer offener die Einführung einer Impfpflicht, sollten zu Herbstbeginn zu wenige Menschen gegen Covid-19 geimpft sein. „Wir sind für die Impfpflicht. Wenn wir nicht innerhalb weniger Wochen einen Durchimpfungsgrad von 80 Prozent erreichen, halte ich es für angemessen, eine Art Impfpflicht einzuführen, zumindest für Personen, die öffentliche Ämter bekleiden“, wird Italiens Regionen-Ministerin Mariastella Gelmini von der Tageszeitung „La Repubblica“ zitiert.

„Wenn wir bis zum 15. September die Schwelle von 80 Prozent der geimpften Bevölkerung nicht überschritten haben, müssen wir eine Form der Impfpflicht in Betracht ziehen“, hatte Gesundheitsstaatssekretär Pierpaolo Sileri, bereits vergangene Woche erklärt.

Der Experte Walter Ricciardi, ein Berater des italienischen Gesundheitsministeriums, sprach sich nun außerdem für eine Verschärfung der Regeln für die Vergabe des Grünen Passes in Italien aus. Lediglich mit Impfzertifikat oder Genesungsbescheinigung und nicht mehr mit einem 48 Stunden gültigen negativen PCR-Test sollte der Grüne Pass demnach vergeben werden. „Damit könnten wir noch mehr Menschen zur Impfung drängen“, so Ricciardi.

Derzeit gilt der Grüne Pass in Italien für Genesene, Geimpfte und beim Vorzeigen eines maximal 48 Stunden alten negativen PCR-Tests. (Bild: AP)
Derzeit gilt der Grüne Pass in Italien für Genesene, Geimpfte und beim Vorzeigen eines maximal 48 Stunden alten negativen PCR-Tests.

Ziel erreicht bei 95 Prozent Durchimpfung
„Es ist schwer vorstellbar, dass das Coronavirus wie die Pocken ausgerottet wird. Ziel ist es vielmehr, eine niedrige Endemie zu erreichen, das heißt eine Viruspräsenz mit wenigen Fällen. Dies wird erreicht sein, wenn wir 95 Prozent der Bevölkerung geimpft haben“, erklärte Ricciardi. Deshalb sei es wichtig, dass auch Kinder geimpft werden. Die Ergebnisse der Kinderheilkunde-Studien seien „sehr positiv“, so der Berater des Ministeriums. Es sei daher wahrscheinlich, dass der Impfstoff Anfang 2022 auch für diese Altersgruppe verfügbar sein wird.

Impfgegner-Proteste in mehreren Städten
Weil die italienische Regierung am kommenden Mittwoch (1. September) die Regelungen zum Nachweis von Corona-Impfungen und -Tests ausweitet, ist es am Samstagnachmittag in mehreren Städten Italiens zu Kundgebungen gekommen. Proteste mit tausenden Teilnehmern gab es unter anderem in Rom, Mailand, Turin, Bologna und Neapel. Einige Gruppen von Impfgegnern kündigten für nächsten Mittwoch Protestaktionen auf 54 italienischen Bahnhöfen gegen die Pflicht zur Vorweisung des Grünen Passes in Langstreckenzügen an. 

Anfang August gab es in Italien Demonstrationen gegen die Einführung des Grünen Passes. (Bild: AFP)
Anfang August gab es in Italien Demonstrationen gegen die Einführung des Grünen Passes.

Zwei Impfpflicht-Volksbegehren in Österreich
In Österreich betonte die türkis-grüne Bundesregierung immer wieder geschlossen, gegen die Einführung einer Impfpflicht zu sein. Zu diesem Thema beginnen in vier Wochen die beiden Volksbegehren „Impfpflicht: Striktes Nein“ und „Impfpflicht: Notfalls Ja“ - sie stammen von denselben Initiatoren, die auch schon ähnliche Volksbegehren zum Rauchverbot in der Gastronomie ins Leben gerufen hatten.

Unterzeichnet werden können die beiden Volksbegehren vom 20. bis 27. September 2021. Bei den Raucher-Volksbegehren war damals eine Mehrheit für das Rauchverbot, das schließlich auch vom Nationalrat beschlossen wurde.

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