Wortreich wird gerne von jenem Augenblick erzählt, indem zwei Menschen zueinanderfinden. Etwas weniger ausführlich sind die Schilderungen, wenn das vermeintliche Traumpaar sich wieder trennt. Vielleicht, weil man übers Scheitern prinzipiell nicht gerne redet. Fakt ist: Etwa vier von zehn Ehen landen in Österreich vor dem Scheidungsrichter. In der Steiermark wurden im Jahr 2020 rund 2000 Ehen geschieden – den Höchststand gab es übrigens 2007 mit 2822. Viele davon nach dem Sommer. Denn die schönste Zeit im Jahr ist oft auch eine emotional aufgeladene Zeit und Anlass für Beziehungskrisen.
Dass die Scheidungsrate nach den Sommermonaten steigt, kann man alle Jahre wieder beobachten, bestätigt Maria Christina Kolar-Syrmas. Im August wird der Fuß über ihre Kanzleischwelle in der Sackstraße besonders häufig gesetzt. Ein Schritt, der befreiend, aber auch belastend sein kann. Trotz bewusster Auflösung der Ehe, sei getrennte Wege zu gehen für viele Menschen eine erschütternde Erfahrung, die nicht einfach wegzustecken ist.
Sind Kinder im Spiel, wird es kompliziert
Um später nichts bereuen zu müssen und sich unnötige Strapazen zu ersparen, sollte man nach dem Urlaub daher versuchen, noch einmal in Ruhe miteinander zu reden. „Kommt es dennoch zum Ernstfall, wird idealerweise das Vermögen entsprechend geteilt und dafür gesorgt, dass die Familie abgesichert ist“, bringt es Kolar-Syrmas auf den Punkt. Rosenkriege erlebt die Anwältin jedoch immer wieder. „Ich bin schon nachdenklich, wenn Familien zerbrechen und finde, es ist nicht notwendig, sich voreilig scheiden zu lassen – vor allem dann nicht, wenn man kleine Kinder hat.“ Kolar-Syrmas empfiehlt, den Kontakt zu den Kindern so zu regeln, dass zu beiden Elternteilen eine gute Bindung aufgebaut werden kann und die bestehende Beziehung nicht leidet.
Wiederum würde gerade das „Leere-Nest-Syndrom“ verstärkt zu Beziehungskrisen führen. Sind die Kinder aus dem Haus, kann der erste Urlaub, den man wieder als Paar erlebt, besonders schwierig sein. Häufig kommen gerade dann Probleme an die Oberfläche. „Männer, die trotz schöner Ferienstimmung ständig verschwinden, telefonieren meistens mit der Geliebten. Diese Geheimhaltung seiner Affäre ist ein irrsinniger Stress, vor allem im Urlaub, wenn die Ehefrau den ganzen Tag daneben ist. Oft baut sich dadurch so ein Druck auf, dass die ganze Sache auffliegt“, erzählt die Anwältin.
Frauen ziehen eher den Schlussstrich
In der Regel würden Frauen nach solchen Vorfällen entschlossen die Initiative ergreifen und Scheidung einreichen. „Männer ziehen viel seltener von sich aus einen Schlussstrich“, berichtet Kolar-Syrmas. Was eine gesunde Trennung aber auf jeden Fall braucht: Fairness und Respekt - und zwar von beiden Seiten.
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