Kein Berg in Österreich zieht mehr Alpinisten in seinen Bann: Tausende erklimmen den Großglockner alljährlich und setzen dabei auf die große Erfahrung von Bergführern aus Heiligenblut und Kals.
Das Dach Österreichs. Viele sehnen sich danach, einmal im Leben ganz hoch oben in 3798 Meter Höhe zu stehen, um den Blick über die Heimat schweifen zu lassen. Denn die Anziehungskraft des Großglockners ist ungebrochen - selbst 221 Jahre nach seiner Erstbesteigung.
Heute schauen die legendären Bergführervereine von Heiligenblut und Kals auf eine 150 Jahre lange Geschichte zurück, die fast ausschließlich vom Großglockner geprägt wurde.
5000 Bergsteiger stehen alljährlich auf dem höchsten Punkt Österreichs.
Da wundert es nicht, dass man auf keinem anderen Berg im Land so viele Bergführer antrifft wie auf dem Großglockner. Regelmäßig sind bekannte Glocknerführer wie Ernst Rieger, Georg Schiechl und Matthias Lackner sowie Toni Sauper in den Gipfelflanken unterwegs, die mit Gästen über den Weg der Erstbesteiger durchs Heiligenbluter Leitertal und die Salmhütte aufsteigen. Von Kals führt der Weg hinauf auf den Glockner über Lucknerhaus und Stüdlhütte, die von Hans Oberlohr sowie Matteo Bachmann und ihren Teams bewirtschaftet werden.
Egal, ob der Aufstieg von Kärnten oder Osttirol erfolgt, der Treffpunkt auf dem Weg zum Gipfel ist immer die Erzherzog-Johann-Hütte, die im Jahr 1880 auf den Felsen der Adlersruhe in 3454 Meter Höhe eröffnet wurde. In der höchstgelegene Schutzhütte Österreichs trifft sich in den Sommermonaten bei Hüttenwirt Toni Riepler das „Who is Who“ der heimischen Bergführer-Szene. „Wir sind hier oben eine große Familie“, so Wolfi Schupfer: „Jeder hilft jedem. Wir zögern auch keine Sekunde, wenn es darum geht, Menschen am Berg zu helfen.“ Die Bergführer sind so auch mitverantwortlich, dass auf dem Großglockner trotz der vielen Bergsteiger so gut wie nie etwas passiert.
„Der starke Zusammenhalt unter Bergführern und Hüttenwirten zeichnet den Großglockner aus“, so der gebürtige Obervellacher, der gerade mit Anika vom Gipfel zurück gekehrt ist. „Es war ein gigantisches Erlebnis“, lächelt die 16-Jährige aus Bayern, die einen Monat lang ein Ferialpraktikum auf der Erzherzog-Johann-Hütte absolviert.
Bereits seit einem Vierteljahrhundert führt Bergprofi Wolfi die Gäste hinauf zum Kaiserkreuz: „Der Glockner ist für mich und wohl viele andere von uns auch, der Lieblingsberg!“
Was den Berg noch einzigartig macht, ist, dass die Erzherzog-Johann-Hütte gleichzeitig das höchstgelegene Probelokal ist. Regelmäßig spielt hier der leidenschaftliche Osttiroler Bergsteiger und Bergführer Toni Ponholzer mit seiner Ponzos Guide Gang auf - zur Begeisterung vieler. „Vor allem die klassischen Bergsteigerlieder wollen wir erhalten und weitertragen. Wir sind immer auf der Suche nach alten Texten und Melodien“, erzählt Band-Mitglied Wolfi und zeigt der „Bergkrone“ das 150-seitige Liederbuch.
Noch bis Anfang Oktober dauert die Bergsteiger-Saison rund um den Glockner, dann schließen die Schutzhütten. Wolfi: „Wenn man dann 30 bis 40 Mal auf dem Gipfel gewesen ist, geht man trotzdem mit Wehmut hinunter, weil man seine Kollegen, Freunde und Hüttenwirte oft bis zur nächsten Glocknersaison nicht mehr sieht.“ Davor wird aber noch in Heiligenblut kräftig gefeiert, denn die 14 aktiven Bergführer und vier Altbergführer feiern am Sonntag, dem 26. September, ihr Jubiläum 150 Jahre Bergführerverein-Heiligenblut nach, das im Vorjahr wegen der Corona-Pandemie verschoben werden musste.
Berg Heil!
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