Nur 5000 Stiche am Tag

Impfstrategie lautet jetzt: „Allen nachlaufen!“

Ob im Stephansdom oder in der Moschee, die Stadt Wien lässt nichts unversucht, um Ungeimpfte zu erreichen. Trotzdem zählt Wien im Schnitt aktuell nur 5063 Impfungen pro Tag.

(Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)

„Allen nachlaufen! Das ist jetzt die Strategie beim Impfen“, heißt es im Büro von Wiens Stadtrat Peter Hacker. Es wird ein gefährlich enges Rennen gegen die Delta-Variante. Die Zahl der Impfungen sinkt im ganzen Land dramatisch, während Wien mit Show-Jaukerln vom Stephansdom bis zum Supermarkt um jeden Stich kämpft.

Das Impfen mit Termin ist zum Auslaufmodell mutiert, das vorwiegend noch für Zweitstiche in Anspruch genommen wird. Bei den Show-Aktionen ohne Termin konnte die Stadt bis heute 78.162 Wienerinnen und Wiener erreichen. Beides zusammen ergibt zu wenig, um uns aus der Pandemie zu retten.

Impfquote stagniert bei rund 60 Prozent
Die Impfquote in Wien sowie österreichweit stagniert noch immer bei rund 60 Prozent. Vorige Woche wurden in der Hauptstadt im Schnitt nur 5063 Impfungen pro Tag verabreicht. Nur 30 Prozent der Zwölf- bis 15-Jährigen sind erstgeimpft. Zu wenig! Nach dem Steffl, der Moschee, dem Impfboot und dem Supermarkt gehen Impfteams als Nächstes also auf Tour durch Schulen.

(Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER)

„Allen nachlaufen“, das ist jetzt eben die Strategie. Zu den Aussichten, das Rennen gegen die Delta-Variante zu gewinnen, heißt es typisch österreichisch: Schaun wir mal. Ganz freiwillig setzt die Stadt Wien allerdings nicht auf das Wagnis. Das Problem sei, dass es eine bundeseinheitliche Regel braucht.

Im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, der mit der 1G-Regel vorgeprescht war, zeigt man sich überzeugt, dass „die Bundesregierung von der Realität eingeholt werden wird“. An dem Vorstoß, nur noch Geimpften den Zutritt zu bestimmten Einrichtungen zu gewähren, hält man fest. „Wir begrüßen jede Maßnahme, die schützt.“

Kinderintensivbetten werden aufgestockt
Indes wurden die Spitäler ersucht, alle neun Stufen des Corona-Versorgungsplans vorzubereiten, so die Stadt Wien. Die Kinderintensivbetten werden aufgestockt. Ein Stich wäre ein deutlich kleineres Übel. Auf einen Plan aus dem Gesundheitsministerium heißt es aber nur weiter warten.