Als weltweit erstes großes Industrieland beschneidet Südkorea die Marktmacht der beiden US-Internetriesen Apple und Google auf dem Feld der Apps und Spiele: Das südkoreanische Parlament beschloss am Dienstag einstimmig ein Gesetz, wonach der Zwang für Entwickler zu einer vom Unternehmen vorgegebenen Bezahlmethode illegal ist. Nutzer können künftig also selbst wählen, wie sie eine App oder ein Spiel bezahlen.
„Dieses Gesetz schafft mit Sicherheit einen Präzedenzfall für andere Länder, und auch für Entwickler von Apps und andere Inhalte auf der ganzen Welt“, sagte Kang Ki Hwan vom südkoreanischen Unternehmensverband Mobile Internet. In Südkorea läuft das Gesetz unter dem Namen „Anti-Google-Gesetz“, da Google noch in diesem Jahr das eigene Bezahlsystem vorschreiben will sowie eine Entwicklergebühr von 30 Prozent ab einer bestimmten Schwelle plant.
In Südkorea will der Konzern zudem ab Oktober Gebühren auf alle Zahlungen erheben - bisher galt eine Ausnahme: Gebühren wurden nur für die Zahlung von Online-Spielen erhoben. Die geplante Änderung sorgte in Südkorea für einen Aufstand bei Künstlerinnen und Entwicklern, Schriftstellerinnen und Comicautoren, die Google Machtmissbrauch vorwarfen.
Apple und Google argumentieren mit Sicherheit
Apple und Google verteidigen die Regeln für ihre Stores als gerechtfertigt. Sie garantierten sichere Käufe für Nutzer und für Entwickler eine weltweite Präsenz. Apple erklärte am Dienstag gegenüber der AFP, das südkoreanische Gesetz könnte Nutzer dem Risiko des Betrugs aussetzen, den Datenschutz sowie die elterliche Kontrolle schmälern. „Wir glauben, dass das Vertrauen der Käufer in die Sicherheit des App-Stores damit abnimmt.“
Für die Entwickler verringerten sich die „Chancen“, erklärte Apple. Die 482.000 Entwickler in Südkorea hätten bis heute mehr als 8,55 Billionen Won (rund 6,2 Milliarden Euro) durch Apple verdient. Google reagierte zunächst nicht auf eine AFP-Anfrage. Der Play-Store von Google setzte nach Regierungsangaben 2019 umgerechnet 4,3 Milliarden Euro um. 63 Prozent aller App-Käufe im Land wurden im Play-Store getätigt, 24,4 Prozent im App-Store von Apple.
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