Nächstes brisantes Kapitel in der Causa „HG Pharma“: In Tirol sind offenbar mehr als 24.000 positive PCR-Testergebnisse von Jänner bis Juni geleakt worden, also an die Öffentlichkeit gelangt. Der Ex-Geschäftsführer der in die Kritik geratenen Firma HG Lab Truck, Tochterfirma der HG Pharma, Ralf Herwig, habe die Daten im August per E-Mail in Form von Excel-Sheets - verschlüsselt, wie er betont - an einen externen IT-Techniker verschickt.
Herwig bestätigte dies und erklärte das mutmaßliche Leck damit, dass er Opfer eines Hackerangriffs geworden sei. Dies berichteten „Der Standard“ und ORF Tirol. Weitere Überprüfungen hätten dies gezeigt, nämlich dass es einen Hackerangriff auf sein Mailpostfach gegeben habe, so Herwig. Er habe die Mail am 10. August zum Zweck eines Backups verschickt. Sie sei sehr wohl verschlüsselt gewesen, sagte der umstrittene Urologe, nachdem zunächst von einem unverschlüsselten Verschicken die Rede war.
Untersuchungen eingeleitet
Wegen des Datenlecks habe er „IT-forensische Untersuchungen“ eingeleitet, so Herwig, dessen Firma ursprünglich für das Land Tirol die PCR-Testungen durchgeführt hatte. Bis die Untersuchungen abgeschlossen seien, könne er keine weiteren Angaben dazu machen. Danach werde er die zuständige Behörde informieren und Strafanzeige stellen, kündigte der Ex-HG Pharma-Chef an.
Sensible Daten
Die Daten mit den Ergebnissen beinhalten laut den Berichten Patientennamen, Wohnort, Geburtsdaten und Details sowie die jeweiligen Virusmutationen. Auch Namen bekannter Politiker wie etwa jene von Liste-Fritz-Chefin Andrea Haselwanter-Schneider und des ÖVP-Nationalratsabgeordneten Franz Hörl sollen sich darunter befinden.
Fatale Folgen für Betroffene möglich
Das Ganze wird auch ein Fall für die Datenschutzbehörde. Diese wird nun eine Prüfung wegen des Verdachts auf Verstoß gegen die Datenschutz-Grundverordnung einleiten, auch ein Verwaltungsstrafverfahren sei möglich, hieß es. Auch Betroffene könnten Beschwerde bei der Behörde einreichen. Im „Standard“ kritisierten Datenschützer, dass man derart sensible Informationen nicht einfach per E-Mail versenden dürfe. Wenn solche Daten in Umlauf geraten, könne das schwerwiegende Folgen für die Betroffenen haben.
„Verpflichtet, sensible Daten zu schützen“
Seitens des Landes betonte man, dass man nach derzeitigem Wissensstand ausschließen könne, dass Gesundheitsdaten von eigenen Servern und Systemen an die Öffentlichkeit gelangt sind, wie es gegenüber der APA hieß: „Und auch alle Vertragspartner wurden und werden grundsätzlich in Datenschutzklauseln standardmäßig verpflichtet, personenbezogene und sensible Daten zu schützen.“ Für die Umsetzung und Einhaltung der Datenschutzbestimmung sei der jeweilige „datenverarbeitende Vertragspartner“ verantwortlich.
Sollte es tatsächlich zutreffend sein, dass Gesundheitsdaten entgegen den Vereinbarungen an Dritte weitergegeben wurden, ist dies schärfstens zu verurteilen und behält sich das Land Tirol rechtliche Schritte vor.
Land Tirol
Wirbel um Direktvergabe
Die Causa HG Pharma bzw. HG Lab Truck beschäftigt seit Frühjahr immer wieder Medien und Politik, aber auch die Justiz. Die schwarz-grüne Tiroler Landesregierung war Anfang Mai wegen der Causa unter Beschuss geraten. Vor allem die Direktvergabe des rund acht Millionen Euro schweren Auftrags ohne Ausschreibung im vergangenen September an die Firma Herwigs sorgte für scharfe Kritik. Ein unrechtmäßiges Handeln dabei stellte das Land stets in Abrede. Es war zu offenbar teils falschen Mutations-Bewertungen bei den Tiroler PCR-Proben durch die HG Lab Truck gekommen.
Das Land hatte die Zusammenarbeit mit HG Lab Truck übrigens nach der ganzen Aufregung beendet. Die Firma kam nach einer Ausschreibung nicht mehr zum Zug.
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