Das Covid-Prognose-Konsortium, das wöchentlich Kurzfristprognosen zum Verlauf der an Covid-19 erkrankten Personen in Österreich erstellt, nimmt das seit Wochen kontinuierlich nachlassende Impftempo mit Bedauern zur Kenntnis. Denn: Eine höhere Durchimpfungsrate könne zu einem deutlich früheren Abflachen der vierten Corona-Welle führen, so die Experten.
In einem aktualisierten Dossier wird festgehalten, „dass die Impfgeschwindigkeit im Zuge des Sommers 2021 rapide gesunken ist und deutlich unter dem angenommenen Worst-Case-Szenario zu liegen kam“.
Mehr als 80 Prozent Rückgang gegenüber Juni
In einer Risikobewertung für den kommenden Herbst stellen die Experten zum Status quo fest: „Wurden im Juni 2021 noch durchschnittlich täglich rund 37.200 Erstdosen an Impfstoffen verabreicht, sank dieser Schnitt im August auf rund 6100 (also ein Rückgang von etwa 84 Prozent).“
Dabei betonen die Experten unter Verweis auf Daten aus Großbritannien die Schutzwirkung von Zwei-Dosen-Vakzinen gegenüber einer symptomatischen Infektion mit der Delta-Variante, auf die gegenwärtig mehr als 99 Prozent aller indizierten Fälle zurückzuführen sind. Diese erhöhe sich selbst bei Delta im Schnitt auf 79 Prozent nach der zweiten Impfdosis.
Covid-Impfung schützt vor Hospitalisierung
Die Schutzwirkung von Impfstoffen gegenüber dem Risiko von Hospitalisierungen „liegt deutlich höher“, unterstreicht das Konsortium: Gemäß Analysen aus dem Vereinigten Königreich liege die Effektivität der Impfungen bei 80 Prozent nach einer Impfdosis sowie 96 Prozent nach dem Zweitstich. Die Experten zeigen sich überzeugt, dass diese Ergebnisse auf Österreich umgelegt werden können.
Was die zukünftige Entwicklung betrifft, ist für das Konsortium mittelfristig ausschlaggebend, „ob die mitigierenden (abschwächenden, Anm.) Faktoren (Durchimpfungsrate bzw. -tempo und Schutzmaßnahmen) oder die verbreitungstreibenden Faktoren (Delta-Variante, Effekt der Saisonalität) überwiegen“. Bereits wenige Prozentpunkte mehr in der Durchimpfungsrate könnten „zu einem deutlich früheren Abflachen der vierten Welle führen“.
Reaktion seitens der Politik gefordert
Sollte sich der Anteil der Bevölkerung, der sich bisher nicht gegen Covid-19 immunisieren hat lassen, nicht senken lassen, kann für das Prognose-Konsortium eine Reaktion der politischen Entscheidungsträger nicht ausbleiben. Fehlender Impffortschritt müsse „mit stringenteren Schutzmaßnahmen ausgeglichen werden, um ein Abflachen der vierten Welle bewerkstelligen zu können“, ist in dem Papier zu lesen.
Das Covid-Prognose-Konsortium setzt sich aus Vertretern der TU Wien, der Medizinischen Universität Wien/Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der Gesundheit Österreich GmbH zusammen.
Dating-Apps rufen User zum Impfen auf
Um die Durchimpfungsrate zu steigern, werden Sujets der Kampagne „Österreich impft“ nun auch in den Dating-Apps Tinder, Zweisam und LoveScout24 angezeigt. „Wir rufen unsere Userinnen und User auf, sich impfen zu lassen, damit sie sich sicher treffen und bedeutsame Begegnungen erleben können“, wird Alexandre Lubot vom Dating-App-Anbieter Match Group in einer Aussendung zitiert. Der Werbeplatz werde für diese Kampagne kostenlos zur Verfügung gestellt.
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