„Wo sind meine Geschwister?“ Sichtlich verzweifelt saß Mohammad N. auf den Pflastersteinen neben der Ortstafel Nikitsch im Mittelburgenland. Er war in großer Sorge um seine Familie - und wirkte völlig übermüdet. Der Afghane ist einer von beinahe 800 Migranten, die in den vergangenen sieben Tagen im Burgenland aufgegriffen wurden.
Im August schwankte die Zahl der Aufgriffe im Burgenland jede Woche zwischen 729, 900 und 790. Ähnlich ging die Migrationsbewegung in den ersten Septembertagen weiter. Eine größere Gruppe von fast 40 Einwanderern tauchte erneut in Nikitsch auf. Viele nutzen derzeit diese Route, um von Ungarn nach Österreich zu gelangen.
Langer Marsch
Abseits davon war ein Afghane ganz allein über die Grenze marschiert. Die letzten drei Tage war er zu Fuß unterwegs, gab Mohammad N. hauptsächlich durch Handzeichen zu verstehen. Als er irgendwo im ungarisch-serbischen Grenzgebiet losgegangen war, sei er noch mit seiner Familie zusammen gewesen. Sie waren zu elft, wie der Afghane anzeigte. Wo und wie sich die Angehörigen verloren haben, konnte er nicht erklären.
Kein Gepäck, kein Essen
Bei seiner Ankunft im Burgenland wirkte N. erschöpft. Der Flüchtling hatte weder einen Rücksack mit zusätzlicher Kleidung noch Proviant bei sich. Lediglich in seiner Hosentasche befanden sich ein paar Medikamente und ein Ladekabel für ein Mobiltelefon. 50 Euro hatte der Afghane in bar.
Ein Schicksal von vielen
„Wir haben ihm sofort Mineralwasser zum Trinken gegeben. Er hat einen sehr müden Eindruck gemacht und klagte über Hüftschmerzen“, berichteten die Soldaten, die ihn gefunden hatten. Ansonsten war der Afghane ruhig. Immer wieder wollte er aber wissen, wo seine Geschwister sein könnten. Freilich wusste niemand eine Antwort auf seine Frage. Er selbst wurde danach in ein Erstaufnahmezentrum gebracht. So wie Dutzende andere Migranten an diesem Tag.
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