Wie wäre die Lage ohne Corona-Impfung? Die „Krone“ hat Experten gefragt. Der Tenor ist eindeutig, die Zahlen auch: Mindestens 4000 Todesfälle sind uns mit ihm allein bis Jahresmitte erspart geblieben.
Unsere Frage lässt Experten hörbar schaudern. „Ohne Impfung wären wir längst im Lockdown“, sagt etwa Politikwissenschaftlerin Barbara Prainsack.
Und Komplexitätsforscher Peter Klimek verdeutlicht: „Die Delta-Variante wäre längst über uns drübergefahren. Wir wären alle im harten Lockdown oder bereits durchseucht. Und zwar mit Folgen und Schäden weit jenseits der bisherigen.“ Inklusive hoher Todeszahlen. Klimek: „Die Impfung wurde ja so entwickelt, dass sie schwere Krankheitsverläufe und den Tod verhindert.“
„Hätten wohl bereits zigtausend Tote“
Impfexperte Herwig Kollaritsch dazu: „Wir hätten wahrscheinlich bereits zigtausend Tote in Österreich, vor allem unter den Älteren. Delta hätte sich ausgebreitet wie Feuer. Das hätte nicht nur entsetzliches menschliches Leid gebracht, sondern auch einen extremen wirtschaftlichen Schaden. Das hätte unsere Gesellschaft hart getroffen.“
Impfung verhinderte 4000 Todesfälle
Umweltmediziner Hans-Peter Hutter legt dazu Zahlen auf den Tisch: Mindestens 4000 Todesfälle und mehr als 10.000 Hospitalisierungen habe man mit dem Stich von Jänner bis ca. Jahresmitte in Österreich verhindert. Analysen für Deutschland kämen zu einem ähnlichen Ergebnis.
Ohne Stich „ganz schön am Sand“
Simulationsforscher Niki Popper meint: Ohne Stich wären wir alle ganz schön am Sand. „Schauen Sie sich nur die Inzidenz unter den Ungeimpften an“, so Popper. Die lag in der Vorwoche bei über 300: „Was-wäre-wenn ist da keine Frage.“
„Die Spitäler wären längst voll“
Virologe Andreas Bergthaler sieht das ähnlich. Gäbe es den Stich nicht, hätte das Effekte nicht nur auf die Infektionszahlen: „Die Spitäler wären längst voll. Man nimmt die Impfung als gegeben hin. Dabei müssen wir uns glücklich schätzen, dass wir sie haben.“ Vor einem Jahr hätte noch keiner gedacht, „dass wir so schnell eine haben - noch dazu mit so hoher Wirksamkeit“. Nämlich: generell mehr als 90 Prozent bzw. gegenüber Delta 79 Prozent bei vollständiger Impfung.
Die Impfung ist die einzige Möglichkeit, Österreich vor einem Lockdown zu bewahren. Wir fordern für alle Institutionen, die mit vielen Leuten Kontakt haben, die 2G-Regel - und deren Kontrolle.
Die Krebsexperten Christoph Zielinski und Paul Sevelda von der MedUni Wien.
Impftempo liegt unter schlechtester Annahme
Schade nur, dass die Impfbereitschaft nachlässt. Laut Covid-Prognose-Konsortium hat die Impfgeschwindigkeit über den Sommer nicht nur abgenommen, sie liegt mittlerweile „deutlich unter dem angenommenen Worst-Case-Szenario“. Im Juni wurden im Schnitt täglich 37.200 Erstdosen verabreicht, im August waren es nur noch 6100.
Da müssen jetzt weitere Maßnahmen her. Die werden Regierung, Länder und Experten am kommenden Mittwoch besprechen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.