Dacia bringt eine neue Baureihe auf den Markt, die vor allem heruntergerechnet auf Euro pro Sitzplatz extrem günstig ist: Der Van namens Jogger bietet ernsthaft Platz für sieben Erwachsene, beachtliche Bodenfreiheit und dazu auch noch ansprechendes Design. Außerdem einen Dacia-typischen Kampfpreis.
Noch etwas ist neuerdings Dacia-typisch: Die rumänische Marke hat jüngst einen groben Touch bekommen, etwas offroadartiges. Das drückt auch das neue Logo aus, das gemeinsam mit einer Offroad-Studie präsentiert wurde. Der Jogger ist das erste Dacia-Serienmodell, das diesem neuen Image gerecht wird: Kunststoffbeplankungen, ein angedeuteter Unterfahrschutz und vor allem 20 Zentimeter Bodenfreiheit laden ein zu Ausflügen in leichtes Gelände. Allradantrieb wird es allerdings nicht geben, der bleibt dem SUV Duster vorbehalten.
Die Verwandtschaft zum Billig-Kleinwagen Sandero ist unübersehbar, vor allem bei der Innenraumgestaltung, aber der Jogger überragt ihn in der Länge fast um einen halben Meter. 4,55 Meter ist der Familien-Rumäne lang. Besonders auffällig ist der Radstand: 2,90 Meter sind eine echte Ansage- und die Basis für echte Familientauglichkeit mit sieben vollwertigen Sitzplätzen.
Serienmäßig hat der Jogger fünf Sitzplätze, die Rückbank ist optional um sieben Zentimeter verschiebbar. Hat man ihn so bestellt, hat man die Chance auf die dritte Sitzreihe verwirkt - die bekommt man nur, wenn man sie zu Erstauslieferung mitbestellt. Braucht man sie dann zweitweise nicht, kann man die hinteren beiden Sitze ganz leicht ausbauen. Oder auch nur einen von beiden. Dazu braucht es nicht einmal besonders kräftige Arme, jeder Sitz wiegt nur 15 Kilogramm.
Vollwertige dritte Reihe
Erstaunlich leicht geht auch der Durchstieg nach ganz hinten vonstatten: Man zieht an einer Schlaufe auf der Lehne in Reihe zwei, klappt die Lehne nach vorn. Der hintere Teil des Sitzgestänges ist damit auch gleichzeitig entriegelt, man kann ihn also ganz locker komplett nach vorne klappen. So kann man sogar als 1,90 Meter großer Mensch nach hinten klettern, ohne sich sonderlich zu verrenken. Wir sind zum Test sogar zu zweit ganz hinten gesessen, auch das hält man sogar auf mittellangen Strecken aus. Allerdings kann sich ein mulmiges Gefühl breitmachen: Man hat die Heckklappe praktisch direkt hinter sich, Kofferraum bleibt praktisch nicht übrig (offiziell 160 Liter). Das gilt im Fall eines heftigen Auffahrunfalles vermutlich auch für die Mitfahrer auf den „billigen Plätzen“.
Auch in Reihe zwei sitzt es sich gut. Jedenfalls was Kopf-, Knie- und sonstige Freiheit betrifft. Aber natürlich tragen die Sitze nicht gerade ein Siegel für besondere Rückenfreundlichkeit.
Vorne fühlt man sich ähnlich wie im Sandero und blickt auf das gleiche Armaturenbrett. Auch hier gibt es serienmäßig kein Display, sondern eine Halterung, mit der man sein Smartphone als Touchscreen integrieren kann. Mit einer App ersetzt es vollwertig ein Bediensystem samt Bordcomputer, lässt sich sogar über die Lenkradtasten bedienen. Optional sind zwei verschiedene Infotainmentsysteme erhältlich, mit Acht-Zoll-Touchscreen und sehr übersichtlichem Menü. In beiden Fällen ist Apple CarPlay/Android Auto dabei, im teureren Fall sogar drahtlos.
Großer Kofferraum, elektrische Heckklappe
In der 5-Sitzer-Version beträgt das Kofferraumvolumen 708 Liter bis zur Oberkante der Rückenlehne. In der 7-Sitzer-Version beträgt das Volumen bei umgeklappter dritter Reihe 565 Liter. Dank der Innenhöhe von 661 mm und des langen Kofferraumbodens lassen sich ein Kinderwagen oder ein Kinderfahrrad ohne Demontage horizontal einladen, indem einer der beiden Sitze der dritten Reihe abgeklappt wird. Die Sitze der dritten Reihe sind auch ganz leicht auszubauen, sie wiegen jeweils nur 15 kg. Das maximale Kofferraumvolumen wird mit gut 1,8 Kubikmetern angegeben.
Dachreling mit integriertem Dachträger
Sehr praktisch ist die Dachreling des Jogger, die wir bereits vom Sandero Stepway kennen: Es klappen zwei Holme heraus, die unkompliziert zu Querträgern werden. Dazu muss man lediglich mit einem im Handschuhfach aufbewahrten Schraubenzieher vier Schauben lösen. So können Ski, Fahrräder oder auch eine Dachbox montiert werden, bis zu 80 kg Dachlast.
Drei Motoren zur Wahl
Grundsätzlich bietet Dacia für den Jogger drei Motorisierungen an, in Österreich allerdings (wie auch beim Sandero) nur zwei, da es für den 100 PS starken LPG-Motor hierzulande zu wenig Nachfrage gibt. So bleibt uns zum Marktstart also der Turbo-Dreizylinder mit 110 PS. Die Fahrleistungen dürften recht ordentlich sein, denn der Jogger bringt (als Fünfsitzer) nur 1,2 Tonnen (nach DIN) auf die Waage.
2023 folgt dann noch der 140 PS starke Vollhybrid, der schon aus dem Renault Clio bekannt ist. Er kombiniert einen 1,6-Liter-Benzinmotor sowie zwei Elektromotoren (einen E-Antriebsmotor und einen Hochvolt-Starter) - und treibt die Vorderräder ohne Kupplung über ein Multimodus-Klauengetriebe an.
Dank der Energierückgewinnung beim Bremsen sollen mit 1,2-kWh-Batterie (230 V) bis zu 80% der Fahrten in der Stadt vollelektrisch zurückgelegt werden. Das soll sich in einem bis zu 20% niedrigeren Verbrauch niederschlagen (im Vergleich zum reinen Verbrennungsmotor im Stadt-Zyklus).
Es gibt auch Assistenten
Die übliche Assistentenphalanx darf man sich natürlich nicht erwarten, aber es gibt einen serienmäßigen Notbremsassistenten, einen Totwinkelwarner, Tempomat, Parksensoren, Rückfahrkamera und eine Berganfahrhilfe.
Kampfpreis-Van
Preise hat Dacia noch nicht bekannt gegeben, nur so viel: Das Basismodell mit Autogas-Motor soll um die 15.000 kosten. Das lässt auf einen Basispreis von rund 16.000 Euro für den Benziner in Österreich schließen. Wahrscheinlich wird man dann noch einiges an Extras brauchen, aber man kann wohl davon ausgehen, dass man um unter 20.000 Euro ein sehr geräumiges Auto mit ansprechender Ausstattung bekommt. So günstig wird man so viel Platz und vor allem sieben Sitze sonst nicht bekommen.
Der Dacia Jogger ersetzt gleich drei Dacia-Baureihen: den Transporter Dokker, den Van Lodgy sowie den Kombi Logan MPV. Bestellstart ist im November 2021, Markteinführung im Februar 2022.
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