In Zelten und Hangars
Ramstein: 12.000 Afghanen warten auf Reise in USA
Rund 17.000 Afghanen warten in Deutschland auf US-Stützpunkten auf ihre Weiterreise in die USA - allein am US-Drehkreuz Ramstein in Rheinland-Pfalz werden derzeit 12.000 Menschen überprüft, wie der Kommandant der US-Streitkräfte in Europa, General Tod Wolters, am Donnerstag im Pentagon sagte. Weitere 5000 hielten sich in der US-Militäranlage Rhine Ordnance Barracks in Kaiserslautern auf, rund 4300 Afghanen an weiteren Drehkreuzen in Italien und Spanien.
Die Menschen werden nach den Worten des Generals vor der Weiterreise in die USA zweimal überprüft - einmal bei der Ankunft und ein weiteres Mal kurz vor der Abreise. Man habe bisher eine verdächtige Person aufgespürt, die sich nun in Gewahrsam befinde, sagte Wolters weiter. Er konnte keine weiteren Details zu dem Verdächtigen nennen - lediglich dass dieser keine „große Bedrohung“ sei. Die Zusammenarbeit mit Deutschland sei in diesem Fall sehr kooperativ gewesen - man untersuche nun weiter den Hintergrund der Person.
Wohnen derzeit in Zelten und Flugzeughangars
Wolters lobte generell die „hundertprozentige Unterstützung“ der Behörden Deutschlands, Italiens und Spaniens bei der Mission. Schutzbedürftige wie etwa ehemalige Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den Taliban ihre Heimat verlassen, kommen in Ramstein oder auf anderen Stützpunkten der USA zunächst in Zelten und Flugzeughangars unter (siehe auch Video oben von Ende August). Sie werden registriert und bei Bedarf medizinisch behandelt.
Biden besuchte verwundete Soldaten
Unterdessen besuchte US-Präsident Joe Biden drei Tage nach dem Abzug der letzten US-Truppen aus Afghanistan verwundete Soldaten im Walter-Reed-Militärkrankenhaus bei Washington. Der Präsident wurde bei der Visite am Donnerstagabend Ortszeit von First Lady Jill Biden begleitet. Seine Fahrt ins Militärkrankenhaus in Bethesda stand nicht auf seinem öffentlichen Terminkalender. Das Weiße Haus informierte über den Besuch erst mit der Ankunft.
„Will nicht noch eine Generation in den Krieg schicken“
Der US-Präsident hat eine besondere Beziehung zu Soldaten und dem Militär. Sein Sohn Beau war 2008/2009 als Offizier im Irak im Einsatz, starb schließlich 2015 an einem Hirntumor. Als Biden im April den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan ankündigte, sagte er: „Ich bin der erste Präsident seit 40 Jahren, der weiß, was es bedeutet, ein Kind zu haben, das in einem Kriegsgebiet dient.“ Den Abzug der USA begründete er unter anderem damit, dass er nicht weitere Generationen von Amerikanern dorthin in den Krieg schicken wolle.
Unterdessen nahmen die Vereinten Nationen ihren humanitären Flugdienst (UNHAS) in Afghanistan wieder auf. Wie UN-Sprecher Stephane Dujarric mitteilt, könnten so 160 humanitäre Organisationen ihre Arbeit in den afghanischen Provinzen wieder fortsetzen. Durch den Passagierflugdienst sei derzeit die pakistanische Hauptstadt Islamabad mit Mazar-i-Sharif im Norden und Kandahar im Süden Afghanistans verbunden.
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