Der Start für Hansi Flick als deutscher Bundestrainer ist zwar erfolgreich, aber holprig verlaufen. Während die Liechtensteiner das 0:2 gegen den Ex-Weltmeister in der WM-Qualifikation am Donnerstagabend wie einen Punktgewinn feierten, musste der Ex-Bayern-Coach das Spiel seiner Mannschaft erklären. „Ich verstehe auch, dass in Deutschland die Fans vielleicht ein bisschen enttäuscht sind von dem Ergebnis“, räumte der 56-Jährige ein. Flick warb um Verständnis. Spanien indes muss sich mit der ersten WM-Quali-Niederlage seit 28 Jahren konfrontieren. „Lucho (Luis), Wir haben ein Problem“, schrieb die meistgelesene spanische Sportzeitung sich an Coach Luis Enrique wendend.
„Letztendlich muss man sagen, es war erst ein Anfang, mit dem wir nicht ganz zufrieden sind. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen“, meinte Flick in St. Gallen, während Liechtensteins Spieler mit ihren Fans und Bier feierten. Der einst für die SV Ried spielende Trainer Martin Stocklasa meinte: „Das Spiel, die Niederlage, ist fast wie ein Sieg für uns.“
Dass gegen den ausschließlich auf Defensive bedachten Kontrahenten nicht mehr als die Tore von Timo Werner (42.) und Leroy Sane (77.) heraussprangen, sah Flick in einer tieferliegenden Schwäche der DFB-Elf begründet, die sich schon kontinuierlich durch die Endzeit der Ära von Joachim Löw zog. „Was man merkt, ist, dass die Mannschaft nicht so das Vertrauen hat, dass sie Tore erzielen kann“, lautete das erste ernüchternde Fazit des Löw-Nachfolgers.
Die Lernkurve muss stetig und schnell steigen. Das machte Flick klar. Schon zwei Tage nach der Rückkehr aus der Schweiz per Bus-Shuttle nach Stuttgart steht am Sonntag (20.45 Uhr/live RTL) die nächste Prüfung an. Im Spitzenspiel der Gruppe J soll mit einem Sieg gegen Armenien der erste Gruppenplatz eingenommen werden. „Das ist unser Ziel“, betonte Flick. Nur Platz eins würde das Direkt-Ticket zur WM in Katar bringen. Die Armenier liegen nach vier Runden einen Zähler vor Deutschland voran.
Sieglos blieben am Donnerstag Europameister Italien und EM-Halbfinalist Spanien. Während die Iberer in Schweden mit 1:2 unterlagen, konnten sich die „Azzurri“ nach dem 1:1 gegen Bulgarien in Florenz immerhin über einen Europarekord freuen. Es war die 35. Partie in Serie für die Mannschaft von Trainer Roberto Mancini ohne Niederlage. Die Bestmarke von Spanien (2007 bis 2009) wurde damit eingestellt. Brasilien schaffte es, von 1993 bis 1996 in 36 Spielen in Folge ungeschlagen zu bleiben.
Wieder gegen die Schweiz
Am Sonntag trifft Italien in Basel auf die Schweiz. Die in der WM-Qualifikation erst bei zwei Auftritten haltenden Eidgenossen liegen in Gruppe C nach Verlustpunkten sogar vor dem Europameister, der nach vier Spielen nun bei zehn Zählern hält. „Wir hätten im ersten Spiel nach der Europameisterschaft natürlich zu Hause gerne gewonnen. Aber ich kann über die Leistung nichts Schlechtes sagen“, meinte Mancini. Er vermisste einzig den letzten Nachdruck vor dem gegnerischen Tor.
Bei der einzigen wirklichen Chance nach Seitenwechsel klärten die Bulgaren bei einem Schuss von Ciro Immobile vor der Torlinie. Italien war durch Federico Chiesa (16.) in Führung gegangen, Atanas Iliew (39.) erzielte dann das erste Gegentor, das Italien in der WM-Quali bisher erhalten hat. Mancini blickte nach Schlusspfiff bereits dem „wichtigen Spiel“ in Basel voraus. Bei den Schweizern fehlt Kapitän Granit Xhaka, dessen positiver Coronatest am Donnerstag bestätigt wurde. Xhaka war als einziger Spieler nicht geimpft oder genesen. Das ist für den Schweizer Verband insofern problematisch, weil er zuletzt ein Schreiben mit einer Impfempfehlung an seine 300.000 lizenzierten Spieler verschickt hatte.
Spanien kassierte in Solna eine schmerzhafte Niederlage. Eine spanische Auswahl hatte zuletzt vor gut 28 Jahren - im März 1993 - ein WM-Qualifikationsspiel verloren. Die Schweden halten nach drei Runden nun bei neun Zählern, während der Ex-Weltmeister nach vier nun erst sieben angeschrieben hat. Platz eins ist deutlich in Gefahr. „Lucho, wir haben ein Problem“, schrieb das Sportblatt „Marca“ an die Adresse von Teamchef Luis Enrique. Gegen Georgien müssen am Sonntag nun drei Zähler her, dazu ist Schützenhilfe vonnöten. Schweden ist erst am Mittwoch in Griechenland wieder im Einsatz.
Dabei hatte der Abend für die Spanier mit dem frühen 1:0 durch Carlos Soler (4.) perfekt begonnen. Dem bei Real Sociedad spielenden Alexander Isak (5.) gelang aber postwendend der Ausgleich, ehe Viktor Claesson (57.) in der zweiten Halbzeit traf. Was bei Spanien erneut auffiel war die Harmlosigkeit im Angriff. Gerard Moreno und Alvaro Morata fielen kaum auf. Ein Torjäger wird von Luis Enrique nach wie vor gesucht. Der Nationaltrainer wollte die heikle Lage nicht schönreden: „Wir sind in der Zwickmühle“, räumte er ein.
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