Lithium in Afghanistan

Billionen-Schatz ruft jetzt Chinesen auf den Plan

Ausland
03.09.2021 18:00

Afghanistan könnte das wichtigste Bergbaugebiet der Welt sein, wäre es nicht in Dauerkriege verstrickt - sozusagen ein Bettler auf sagenhaften Reichtümern, es mangelt an Industrialisierung, Verkehrswegen und ausgebildeten Fachkräften. Es geht vor allem - krone.at berichtete ausführlich - um strategisch enorm wichtiges Lithium bzw. unerschlossene Mineralien im Wert von 1000 bis 3000 Milliarden Dollar.

Afghanistan war schon im Altertum als Ort von sagenhaften Bodenschätzen bekannt, etwa durch das Quasi-Monopol an dem Schmuckstein Lapislazuli. Neben Erdgas, Öl und Kohle verfügt das Land am Hindukusch vor allem über Vorräte an Kupfer, Eisenerz, Gold und sogenannten seltenen Erden. Dazu zählt das Leichtmetall Lithium, das „weiße Gold des 21. Jahrhunderts“.

Wer Lithium besitzt, hat die Welt in der Hand
Dieses Mineral ist heute begehrt wie nie zuvor - und es ist knapp und teuer geworden. Die Nachfrage steigt jährlich um 20 Prozent. Warum? Lithium ist der Grundbestandteil in den Akkus für Handys, Laptops und E-Autos, also für die gesamte Kommunikation und E-Mobilität im 21. Jahrhundert. Hauptproduzent ist China, kann aber selbst dem Bedarf gar nicht völlig nachkommen.

Amerikanische Investoren hatten während der US-Herrschaft wegen der Bedrohungslage nicht „angebissen“. Die Risikoabwägung verbot die nötigen enormen Kosten und Anstrengungen schon allein in der Verkehrstechnik.

China hat bereits 2008 einen 30-jährigen Pachtvertrag für die große afghanische Kupfermine in Mes Aynak unterzeichnet. Doch im afghanischen Boden schlummern noch viel mehr Rohstoffe. (Bild: CC BY-SA 2.0 - Jerome Starkey - flickr.com/photos/jeromestarkey/6349904680)
China hat bereits 2008 einen 30-jährigen Pachtvertrag für die große afghanische Kupfermine in Mes Aynak unterzeichnet. Doch im afghanischen Boden schlummern noch viel mehr Rohstoffe.

Neue „Haltestelle“ der „Neuen Seidenstraße“
Jetzt kommen die Chinesen. Sie rechnen sich ein besseres Umfeld aus, weil sie keine „weißen Imperialisten“ sind. Sie könnten aus Afghanistan das „Saudi-Arabien des Lithiums“ machen und hätten dann ein Quasi-Monopol auf das strategische Mineral des 21. Jahrhunderts. Dem Westen bliebe Bolivien.

Der künftige Taliban-Regierungschef Mullah Baradar nannte China einen „vertrauenswürdigen Freund“. Er hoffe, dass China beim Wiederaufbau in Afghanistan eine wichtige Rolle spielen könne. Anders als die USA und Russland kann China in Afghanistan als Mitspieler ohne belastende kriegerische Vergangenheit am Hindukusch auftreten - und als finanziell stärkste regionale Macht.

Russland fehlt die Wirtschaftskraft für große industrielle Auslandsinvestitionen. Dazu kommt die politische Verlegenheit der sowjetischen Besetzung von 1979 bis 1989. Außerdem sind die Taliban in Russland eine offiziell verbotene Terrororganisation.

Panzerschießen an Afghanistans Grenze
In der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Tadschikistan, wo russische Truppen an der 1400 Kilometer langen Grenze zu Afghanistan stehen, haben in diesem Sommer als Kraftdemonstration gemeinsame Militärmanöver zur Abwehr eines möglichen Einmarschs der Taliban stattgefunden. Letzten Mittwoch krönte Russland diese Militärmanöver mit einem Panzerschießen knapp an der afghanischen Grenze. Ob die Taliban dieses Signal verstanden haben?

Egal: Die künftigen Herren des Landes können nur mit der Hilfe von Ausländern an die Schätze kommen. Vielleicht ist das auch der Grund ihres neuen (relativen) Pragmatismus. Sie wollen mit dem Ausland in Kontakt bleiben.

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