Der Graben zwischen dem Lager der Geimpften und jenem der Impfskeptiker verläuft teils an bekannten Grenzen: Ein Blick auf die Impfkarte zeigt, dass die blauen Hochburgen des Hofburg-Wahlkampfes im Jahr 2016 mitunter die niedrigsten Impfquoten im Land aufweisen.
Das vermutlich letzte Mal, als in Österreich so häufig wie derzeit von gesellschaftlicher Spaltung die Rede war, liegt fünf Jahre zurück: Damals lautete das Duell aber nicht Geimpfte gegen Ungeimpfte, sondern Norbert Hofer gegen Alexander Van der Bellen, befeuert von der Flüchtlingskrise.
Blaue Hochburgen beim Impfen Schlusslichter
Und sieht man von niedrigen Durchimpfungsraten in migrantisch geprägten Wiener Bezirken ab, legt ein Blick auf die Gemeindeergebnisse von damals und heute eines nahe: Die einstigen Gräben scheinen ähnliche zu sein wie jene in der Debatte zwischen Geimpften und Ungeimpften. Denn ausgerechnet blaue Hochburgen von damals sind jetzt beim Impfen oft Schlusslichter.
So liegt etwa die Kärntner Gemeinde Stall am Ende der österreichweiten Durchimpfungsrate, gerade einmal jeder Dritte hat sich dort laut Angaben des Gesundheitsressorts impfen lassen. Im Jahr 2016 war Stall eine Hochburg der Freiheitlichen, deren nunmehriger Chef Herbert Kickl so heftig gegen die Impfung mobilisiert: 79,7 Prozent wählten damals Hofer.
Derlei Beispiele existieren zuhauf: Im oberösterreichischen Spiss, wo Blau im Jahr 2016 auf mehr als 80 Prozent kam, sind nur 29 Prozent vollimmunisiert. In Auerbach wählten 2016 zwei Drittel blau, heute ist ein Drittel der Bewohner geimpft. So ist es auch in Stockenboi, Dorfstetten, Gresten-Land und vielen anderen Gemeinden.
Parteien sprechen vor allem ihre eigenen Zielgruppen an, daher stößt die Regierung bei der Impfkampagne an ihre Grenzen.
Politikwissenschaftler Peter Filzmaier
Ist das überraschend? „Nein“, erklärt Politologe Peter Filzmaier. „Wir wissen ja, dass die Impf-Quote unter FPÖ-Wählern niedrig ist.“ Schließlich neigen ja jene verstärkt zur Impfskepsis, „die sich durch die wirtschaftliche Entwicklung subjektiv benachteiligt fühlen“, so Filzmaier. „Und diese Gruppe spricht die FPÖ gezielt an.“ Gegen die fast zum Erliegen gekommene Impfbereitschaft würde „ein Impfaufruf der FPÖ helfen“, sagt Filzmaier. Nachsatz: „Aber das scheint ausgeschlossen.“
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