Ein britisches Politikmagazin hat die Geheimpläne für den Tod von Königin Elizabeth II. veröffentlicht. Die Pläne werden seit mehr als 50 Jahren gehütet und immer wieder modernisiert, das ist schon seit Jahren bekannt. Auch, dass der an diesem historischen Tag amtierende Premierminister oder die Premierministerin mit den Worten „London Bridge is down“ über den Verlust der Königsfamilie informiert wird. Was auf den neuen König Charles zukommt, wie die wegen der Corona-Krise nicht mehr im Buckingham-Palast lebende Queen heim nach London geholt und aufgebahrt wird und wie das Königshaus auf seinen sozialen Medienkanälen zu reagieren gedenkt, wurde aber erst jetzt enthüllt.
Wenn Queen Elizabeth II., die sich mit 95 Jahren wohlgemerkt bester Gesundheit erfreut, eines Tages stirbt, muss alles schnell gehen. Innerhalb von zehn Minuten müssen die Flaggen auf Regierungsgebäuden in Großbritannien auf halbmast wehen und die offizielle Webseite und die Social-Media-Accounts der Royal Family sollen auf schwarzem Hintergrund nur noch die Todesmeldung der Queen enthalten. Ihr Nachfolger König Charles muss sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf die erste Audienz mit seinem Premier vorbereiten, enthüllt „Politico“ auf seiner Webseite.
In den Geheimplänen wird der Todestag der Queen als „D-Day“ bezeichnet, das britische Äquivalent zum deutschen „Tag X“.
König Charles gibt Audienz
Der Premierminister oder die Premierministerin wird als Erster am „D-Day“ ein Statement zum Tod der Königin abgeben. Anderen Regierungsmitgliedern ist es erst danach gestattet, sich etwa in den sozialen Medien zu äußern. Salutschüsse für die Queen sollen abgefeuert werden, außerdem wird eine Schweigeminute abgehalten.
Um 18 Uhr Ortszeit wird König Charles, der älteste Sohn von Queen Elizabeth, eine TV-Ansprache halten. Zuvor hat er dem Premier eine Audienz gewährt.
Im Herzen Londons in der St.-Paul‘s-Kathedrale wird am Abend ein Trauergottesdienst abgehalten.
Tag 1: Lang lebe König Charles
Am Vormittag des ersten Tages nach dem Tod der Queen wird Prinz Charles im Beisein von Hunderten hochrangigen Beratern und Regierungsmitgliedern offiziell im St.-James-Palast zum neuen König Charles ausgerufen.
Die Proklamation wird dann im St.-James-Palast verlesen und Charles damit als König bestätigt. Die Krönung findet zu einem späteren Zeitpunkt statt. Nicht erwähnt wird in den Plänen, ob Ehefrau Herzogin Camilla mit der Thronbesteigung von Charles Königin wird. Früher hieß es, dass Camilla den Titel Prinzessinnengemahlin (Princess Consort) führen würde. Prinz William, der älteste Sohn von Charles, wird an diesem Tag jedenfalls Thronfolger von Großbritannien.
Tag 2: Der Sarg wird überstellt
Der Sarg der Königin wird am zweiten Tag in den Buckingham-Palast gebracht. Es gibt Transportpläne für jeden Ort, an dem sie sterben könnte. Sollte sie in Sandringham die Augen für immer schließen, wird ihr Leichnam mit dem königlichen Zug zum St.-Pancras-Bahnhof in London gebracht.
Wenn die Queen im schottischen Balmoral stirbt, tritt „Operation Unicorn“ in Kraft, also „Operation Einhorn“. Das bedeutet, dass ihr Sarg wenn möglich ebenfalls mit dem königlichen Zug transportiert wird. Ist das nicht möglich, wird der Sarg mit dem Flugzeug nach London gebracht. In jedem Fall wird der Sarg von der Regierungsspitze in Empfang genommen.
Tag 3: Charles geht auf Reisen
Am dritten Tag nach dem Tod seiner Mutter wird König Charles die Westminster Hall besuchen und ein Kondolenzschreiben erhalten.
Danach fährt er nach Schottland und besucht das schottische Parlament und einen Gottesdienst in der St.-Giles-Kathedrale in Edinburgh.
Tag 4: Besuch in Nordirland
Von Schottland aus reist König Charles nach Nordirland. Auch dort wird ein Gedenkgottesdienst in der St.-Anne‘s-Kathedrale in Belfast abgehalten.
Derweil wird in London die „Operation Lion“, „Operation Löwe“, geprobt. Dabei wird Schritt für Schritt die Überführung des Sarges der Queen vom Buckingham-Palast in den Westministerpalast trainiert.
Tag 5: Prozession in den Westminsterpalast
Am fünften Tag nach ihrem Tod wird die Queen in einer Prozession durch London in den Westministerpalast gebracht.
Nach der Ankunft des Sarges findet in der Westminster Hall eine Gedenkfeier statt.
Tage 6: Aufbahrung der Queen
Die Königin wird für drei Tage im Westminsterpalast in der Mitte der Westminster Hall aufgebahrt sein. Der Codename dafür lautet laut „Politico“ „Feather“, also „Feder“.
Der Sarg wird der Öffentlichkeit 23 Stunden pro Tag zugänglich sein. Es soll auch ein VIP-Ticket-System geben, mit dem man sich einen Zeit-Slot buchen kann.
Zugleich wird mit den Proben für das eigentliche Begräbnis begonnen.
Tag 7: Charles in Wales
König Charles besucht am siebenten Tag das walisische Parlament und eine Messe in der Kathedrale von Llandaff in Cardiff.
Tage 8 und 9: London überfüllt
Laut „Politico“ wird befürchtet, dass die Stadt London zu diesem Zeitpunkt richtiggehend überschwemmt wird mit Trauergästen aus aller Welt. London werde so „voll“ wie noch nie in seiner Geschichte sein, sagt das Magazin voraus. Unterkünfte, Straßen, Transportmittel, Nahrungsmittellieferungen und auch das Gesundheitssystem könnten zusammenbrechen. Es wird auch befürchtet, dass es zu wenige Ordnungskräfte für die Massen geben könnte. Auch dafür sollen Vorkehrungen getroffen werden, um ein Chaos zu vermeiden.
„Die Dokumente zeigen das außergewöhnliche Maß an Maßnahmen, das von allen Teilen des britischen Staates erforderlich ist“, schreibt „Politico“.
Tag 10: Staatsbegräbnis mit allem Pomp
Das Staatsbegräbnis für die Queen findet am zehnten Tag nach ihrem Ableben in der Westminster Abbey statt. Zahlreiche Mitglieder anderer Königshäuser und Staatsoberhäupter aus aller Welt werden in der Kirche mit der Königsfamilie trauern.
Zur Mittagsstunde wird zu zwei Schweigeminuten aufgerufen. Danach wird eine Prozession von London nach Windsor stattfinden, wo die Queen in der König-Georg-VI.-Gedenkkapelle von Schloss Windsor neben ihrem im April 2021 verstorbenen Mann Prinz Philip ihre letzte Ruhe findet.
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