11. September 2001: Als die Grazerin Iris Maenza morgens in den Lift stieg, war die Welt noch in Ordnung. Doch als sie ausstieg, war über New York die Hölle hereingebrochen. Start zu einer neuen „Krone“-Serie über den Terroranschlag vor 20 Jahren, der den Lauf der Geschichte veränderte.
„Ich weiß noch genau, welche Jeans ich an diesem Tag anhatte - ist es nicht bizarr, an welche banalen Details man sich erinnert? Vielleicht, weil man die Dimensionen sonst für sich gar nicht fassen könnte.“
Arbeitsplatz nahe „Ground Zero“
Für Iris Maenza, die seit 25 Jahren in New York lebt, mit ihrem Mann Mike und ihrer 17 Jahre alten Tochter Lily, begann der 11. September 2001 zunächst wie jeder andere Arbeitstag. „Wir haben in Queens gelebt, einem Stadtteil von New York, und ich hab im Bertelsmann-Verlag gearbeitet.“ Mitten in der Stadt - nur wenige Hundert Meter Luftlinie vom World Trade Center entfernt.
Iris Maenza stieg nach der U-Bahn-Fahrt beim Verlag nichts ahnend in den Lift, die Türen schlossen sich. Alles normal. Alles wie immer.
„Jeder dachte an einen Unfall“
Doch sie öffneten sich im 42. Stock - und die Welt war eine andere. „Es gab hellste Aufregung. Die Kollegen waren im Konferenzraum, von dort sah man direkt aufs WTC. Und da war gerade der Flieger hineingekracht!“ Zunächst, schildert die gebürtige Grazerin, herrschte keine Panik, „jeder machte sich halt größte Sorgen um die Leute im Gebäude - natürlich hat jeder gedacht, das war ein Unfall“.
Als der zweite Flieger hineinkrachte, war klar: kein Unfall. Ein Anschlag. Eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes! „Wir waren ja selbst hoch oben, jemand hat geschrien: ,Rennt, rennt, was, wenn auch hier ein Flieger reincrasht?’ Und dann wollten wir nur noch runter, raus aus dem Haus, raus aus New York.“
Iris Maenza weiß heute nicht mehr, ob sie die vielen Stockwerke hinuntergerannt ist oder noch mit dem Lift gefahren ist, „ich war nicht einmal panisch, sondern hab ganz klar überlegt, was zu tun ist. Wir haben einfach ,funktioniert’.“ Sie hielt sich eng an eine Kollegin. Was ihr großes Glück war.
Ich war nicht einmal panisch, sondern hab ganz klar überlegt, was zu tun ist. Wir haben einfach ,funktioniert’.
Iris Maenza
„Es wurde nämlich unglaublich schnell reagiert, der Luftraum gesperrt, Zufahrtswege, die U-Bahn eingestellt. Wie Tausende andere hatte ich gar keine Chance, da zurück nach Hause zu kommen!“ Sie konnte mit zur Kollegin, die in der Nähe wohnte, auch über Nacht dort bleiben, „ich hätte keine Ahnung gehabt, was ich sonst gemacht hätte“.
Zusammenhalt der New Yorker war großartig
Wie durch ein Wunder gelang es den beiden, ein „Yellow Cab“, also eines der Taxis, zu erwischen, das sie nach Hause brachte. „Eine relativ kurze Strecke, für die wir immens viel Zeit brauchten. Der Verkehr war zusammengebrochen, es waren so viele Menschen auf den Straßen wie ich es noch nie gesehen habe.“ Die Panik, die Aufregung, alles greifbar. „Aber auch, dass die Leute zusammengehalten haben! Das war zu spüren.“
Iris Maenza hat keine Antwort auf die Frage, was für sie am allerschlimmsten war, „weil einfach alles so unfassbar war. Wie verzweifelt muss man sein, um sich aus dem World Trade Center in den Tod zu stürzen? Wie furchtbar ist es, dass später noch so viele der Helfer an Krebs gestorben sind durch den Asbest im Haus?“
Die Ruhe an der Gedenkstätte
Iris Maenza wird wie jede New Yorkerin, jeder New Yorker, wie wahrscheinlich der Großteil der Welt, auch heuer an diesen 11. September, der die Welt veränderte, zurückdenken. „Ich gehe da traditionell zu dem Baum, der als einziger direkt am WTC das Inferno überlebt hat und umgepflanzt wurde. Dort kann man ganz still werden, Ruhe finden. Und dieser Baum beweist, dass es immer Hoffnung gibt.“
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