Kritisiert US-Abzug

Angelina Jolie: „Afghanistan ist kein Ausrutscher“

Adabei
05.09.2021 10:15

Angelina Jolie sieht die Entwicklungen in Afghanistan als Beispiel für systematisches politisches Versagen. „Afghanistan ist kein Ausrutscher oder Einzelfall, es steht für ein Muster. Es steht für eine jahrzehntelange Vernachlässigung von Menschenrechten“, sagte der 46-jährige Hollywood-Star. Die UNHCR-Sonderbotschafterin kritisierte zudem die Art und Weise des Rückzugs der USA aus Afghanistan scharf.

„In dem Land offenbart sich sowohl der Mangel an durchdachten menschenrechtsbasierten Interventionen wie auch der Zusammenbruch des internationalen Systems.“ Die ganze Welt sei heute in einem schlimmeren Zustand als vor 20 Jahren, sagte Jolie im Interview mit der „Welt am Sonntag“. Und fügte hinzu: „Wir haben mehr ungelöste Konflikte und Millionen mehr Flüchtlinge.“

Noch immer versuchen viele Afghanen, das Land zu verlassen. (Bild: AFP)
Noch immer versuchen viele Afghanen, das Land zu verlassen.

„Wir lernen nichts aus der Geschichte“
Vor 20 Jahren engagierte sich die Oscar-Preisträgerin selbst erstmals für das UNHCR und traf afghanische Flüchtlinge in Pakistan, wenige Wochen vor den Anschlägen vom 11. September in New York. Seitdem habe sie ein Muster in der Außenpolitik der USA und anderer Länder erkannt, die in andere Länder kämen und sie dann überstürzt wieder verließen, sagte die Schauspielerin. Dies zeige nicht nur, „dass wir nichts aus der Geschichte lernen. Es zeigt auch, dass wir selektiv sind, wenn es um Menschenrechte geht und die Frage, wen oder was wir bereit sind, zu verteidigen und zu unterstützen.“.

US-Soldaten in Afghanistan (Bild: AP)
US-Soldaten in Afghanistan

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten hatte ein US-geführter Militäreinsatz in Afghanistan das Regime der militant-islamistischen Taliban gestürzt. Parallel zum Abzug der US-Truppen haben die Taliban jüngst wieder die Macht übernommen.

Für die Taliban ist die Abreise der letzten US-Soldaten ein Grund zu feiern. (Bild: Associated Press)
Für die Taliban ist die Abreise der letzten US-Soldaten ein Grund zu feiern.

Brief eines afghanischen Mädchens veröffentlicht
Nach dem Abzug der USA und ihrer Verbündeten aus dem Land hatte Jolie einen Instagram-Account gestartet, auf dem sie einen Brief eines afghanischen Mädchens veröffentlichte, in dem es von seinen Ängsten vor den Taliban schrieb. 

Jolie sorgt sich um die Frauen und Mädchen in Afghanistan
Jolie sagte, sie glaube zwar nicht, dass eine Regierung in Afghanistan „jetzt einfach die Uhr zurückdrehen und sagen kann, dass von nun an alles wieder so sein wird wie vor 20 Jahren“. Aber da könne sie sich auch irren. Ihre Sorge sei jedenfalls groß: „Ich denke an all die Frauen und Mädchen, die jetzt nicht wissen, ob sie wieder zur Arbeit oder zur Schule gehen können. Und ich denke an die jungen Afghanen, die sich Sorgen machen, dass sie ihre Freiheiten verlieren werden.“

Frauen-Demo in Kabul gegen das Taliban-Regime (Bild: The Associated Press)
Frauen-Demo in Kabul gegen das Taliban-Regime

„Amerika hätte sich niemals an Verhandlungen beteiligen dürfen“
Kritisch äußerte sich Jolie mit Blick auf die Verhandlungen der USA unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump mit den Taliban in Doha, die im Februar 2020 in einem Abkommen über einen Abzug der internationalen Streitkräfte mündeten. „Amerika hätte sich niemals an Verhandlungen beteiligen dürfen, bei denen die afghanische Zivilgesellschaft und die afghanischen Frauen fast vollständig ausgeschlossen wurden“, sagte sie. „Das ist etwas, das wir niemals tun sollten - die Zukunft eines Landes über die Köpfe seiner Bevölkerung hinweg zu diskutieren.“

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(Bild: kmm)



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