2053 steirische Rinder wurden 2020 in Länder wie Usbekistan, Aserbaidschan und Bahrain transportiert - fast doppelt so viele wie im Jahr 2019. Viele Tierschützer fordern: Stoppt endlich grausame Tiertransporte!
Es sind Schreckensbilder, die man so schnell nicht wieder vergisst: Im vergangenen Jahr deckten Tierschützer des VGT auf, dass österreichische Kälber über Spanien in den Libanon transportiert wurden. Dort fanden sie bei grausamen Schlachtungen den Tod.
Das ist eine - die schlimmste - Seite von Lebendtier-Exporten. Ein Film der Rinderzucht Österreich zeigt eine andere Realität. Auf der Reise von Oberösterreich nach Baku (Aserbaidschan) haben die Kalbinnen immer genug Heu und Wasser und machen drei Pausen zu je 24 Stunden - so wie es das Gesetz vorschreibt.
Nur Zuchttiere werden verkauft
Tierärztin Simone Steiner von der Rinderzucht hat den Transport begleitet. „Beim Verladen am Abfahrtsort ist immer ein Amtstierarzt da. Die Belüftungs- und Tränksysteme werden kontrolliert. Aus Österreich werden nur Zuchttiere verkauft und keine zur Schlachtung. Das sind wertvolle Tiere, bei denen der Käufer darauf besteht, dass sie gesund ankommen“, erklärt sie.
Einer ganz anderen Meinung ist Ann-Katrin Freude. Sie ist Tiertransport-Expertin beim Verein gegen Tierfabriken (VGT). „Der Transport ist für die Tiere stressig. Die Länder, in die sie gebracht werden, haben oft keine ausreichenden Tierschutzgesetze.“ Die Kontrollstationen, wo die Tiere gefüttert und getränkt werden müssen, würden oftmals nicht wirklich existieren - vor allem in Russland, kritisiert Freude. Überhaupt sei der Fahrer unterwegs auf sich alleine gestellt. „Der Amtstierarzt muss bei der Abfahrt darauf vertrauen, dass alles rechtens abläuft.“
Der Transport ist für die Tiere stressig. Die Länder, in die sie gebracht werden, haben oft keine ausreichenden Tierschutzgesetze.
Ann-Kathrin Freude, Verein gegen Tierfabriken (VGT)
Lkw-Fahrer muss Videos machen
Dem entgegnet wiederum Steiner vom Rinderzuchtverband. „Seit vergangenem Jahr gibt es einen Erlass, dass ein Video vom Abladen bei den Kontrollstationen gemacht werden muss. Der Fahrer schickt es an den Amtstierarzt. Lkw-Kennzeichen und Ohrmarken müssen zu sehen sein. Und die Tierärzte bekommen auch Aufzeichnungen über Temperatur und GPS-Daten.“
Wieso es überhaupt so weit kommt, dass Kalbinnen, meistens trächtig, nach Usbekistan gebracht werden? „Man will dort Herden aufbauen“, sagt Steiner. „Unser Fleckvieh hat einen guten Ruf.“ Für Freude vom VGT ein fadenscheiniger Grund: „Sie funktionieren dort als Milchkühe nicht und werden geschlachtet.“
Aus Österreich werden nur Zuchttiere verkauft und keine zur Schlachtung. Das sind wertvolle Tiere, bei denen der Käufer darauf besteht, dass sie gesund ankommen.
Tierärztin Simone Steiner, Rinderzuchtverband Österreich
Die Milchindustrie sei schuld, dass Kälber quasi als Abfallprodukte gelten. Steiner sieht das wieder anders. „Für ein Zuchtkalb bekommt ein Bauer 1500 bis 2000 Euro. Ein wichtiger Zuverdienst.“
Fast doppelt so viele Transporte wie 2019
Was jedenfalls feststeht: 2128 Rinder, Schweine, Pferde und Schafe wurden im Jahr 2020 von der Steiermark ins Nicht-EU-Ausland gefahren - alleine 2053 Rinder. Das sind fast doppelt so viele wie vor Corona im Jahr 2019 (1231 Rinder).
Den steirischen Grünen stößt das sauer auf. „Seit Jahren kommt es immer wieder zu Skandalen in der Steiermark, trotzdem hat die Politik bei den Kontrollen nicht nachgebessert“, sagt der Landtagsabgeordnete Georg Schwarzl. Er will mehr Kontrollen, denn laut einer Anfragebeantwortung werden nur zwei Prozent der nutztierhaltenden Betriebe überhaupt kontrolliert.
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