„Damit abgefunden“

Drosten rechnet trotz Impfung mit Corona-Infektion

Wissenschaft
06.09.2021 18:59

In den vergangenen Monaten sind immer wieder sogenannte Impfdurchbrüche des Coronavirus durch die Medien gegeistert und sorgten bei vielen Menschen für Zweifel an der Sinnhaftigkeit einer Impfung. Der Berliner Top-Virologe Christian Drosten sieht darin jedoch sogar Vorteile auf dem Weg, mit dem Virus leben zu lernen. Er geht dabei sogar davon aus, sich künftig wohl mehrfach damit zu infizieren. Eine Empfehlung zu einer bewussten Infektion ist dies freilich nicht.

„Man könnte diese Pandemie wegimpfen“, erklärte Drosten im NDR-Podcast „Coronavirus Update“. Er geht aber nicht davon aus, dass es immer wieder neue Booster-Impfungen geben wird, die an die entsprechenden Mutationen des Coronavirus angepasst sind. „Eigentlich ist es nicht das Ziel für alle Zeiten, immer impfen zu müssen.“

Drosten selbst ist schon zweifach geimpft - er rechnet dennoch damit, dass ihm eine Infektion nicht erspart bleiben wird. (Bild: APA/AFP/Pool/Michael Kappeler)
Drosten selbst ist schon zweifach geimpft - er rechnet dennoch damit, dass ihm eine Infektion nicht erspart bleiben wird.

Immer wiederkehrende Kontakte mit dem Virus
Vielmehr steuere man auf eine Art Koexistenz mit dem Virus zu. Das individuelle „Immun-Update, also die Booster-Immunisierung“ werde dann durch immer wiederkehrende Kontakte mit dem Virus erfolgen. Durch die tatsächlichen Infektionen würde gar die gesamte Bevölkerung belastbarer gegenüber dem Virus werden: „Da kriege ich dann Schleimhautimmunität, die ortsständig ist.“

Die Infektionsimmunität nach einer durchgemachten Infektion sei „auf Dauer robuster“, weil dann eigene T-Zellen lokal Antikörper produzierten. Er persönlich habe sich bereits damit abgefunden, dass er sich wohl auch selbst mit Corona infizieren wird: „Ich will eine Impfimmunität haben und darauf aufsattelnd will ich dann aber durchaus irgendwann meine erste allgemeine Infektion und die zweite und die dritte haben.“

Infektion besser nur mit Impfung
Dadurch werde er „richtig langanhaltend belastbar immun“ - genauso wie alle anderen Coronaviren würde SARS-CoV-2 dann zum Alltag der Menschen gehören. Als relativ gesunder Erwachsener könne er diesen individuellen Weg für sich verantworten, es gebe aber auch andere Bevölkerungsgruppen, „die können das natürlich nicht“. Er betonte dabei mehr als ausdrücklich, dass ein solcher Weg auch nur für jene Menschen möglich ist, die zumindest zwei Impfdosen intus haben.

Er wäre zwar gerne auch ein drittes Mal geimpft, halte es jedoch für wichtiger, dass langsam auch die Menschen in Afrika überhaupt ein Vakzin zur Verfügung gestellt bekommen.

Die meisten Intensivpatienten nicht geimpft
„Der normale Geimpfte oder die Geimpfte hat eben eine Infektion, die kann passieren. Die wird aber meist gar nicht bemerkt oder die ist so harmlos, dass man sich deswegen jetzt nicht testen lässt“, führt der Forscher der Berliner Charité weiter aus. Schon jetzt sieht man an den Patienten in den Intensivstationen, dass der allergrößte Teil noch nicht geimpft ist. Die Folgen einer Erkrankung seien für Ungeimpfte „erheblicher“, so der Wissenschaftler.

„Es gibt Effekte, die kommen garantiert“, blickt Drosten bereits in Richtung der kälteren Jahreszeit. „Das müssen wir irgendwie klarmachen, dass es ein riesiges Risiko ist, ungeimpft in diesen Herbst reinzugehen“, so seine Mahnung.

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