„Bataclan“-Massaker
Prozess um Terroranschläge von Paris hat begonnen
Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hat in Paris am Mittwoch der Prozess um die islamistischen Terroranschläge vor knapp sechs Jahren mit 130 Toten und 350 Verletzten begonnen. Angeklagt sind 20 Verdächtige, unter ihnen der bereits in Belgien verurteilte Salah Abdeslam, der als einer der Haupttäter und einziger Überlebender des Terrorkommandos gilt. 13 weitere Angeklagte sollen mutmaßliche Unterstützer gewesen sein.
Gegen sechs andere Angeklagte wird der Prozess in Abwesenheit geführt. Bei fünf von ihnen geht man davon aus, dass sie inzwischen in Syrien ums Leben gekommen sind. Einer ist wegen Terrorvorwürfen in der Türkei inhaftiert.
„Ich wollte Kämpfer des IS werden“
Der Hauptangeklagte bekannte sich im Prozess zu den Pariser Anschlägen vom November 2015 im Gerichtssaal zur Jihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS). „Ich habe jeden Beruf aufgegeben, um Kämpfer des Islamischen Staates zu werden“, antwortete Abdeslam auf die Frage des Vorsitzenden Richters nach seinem Beruf. Der 31 Jahre alte Franko-Marokkaner soll drei der Attentäter zum Fußballstadion gebracht und selber einen Sprengstoffgürtel getragen haben.
Mit Bart, schwarzem T-Shirt und schwarzem Mund-Nasen-Schutz erschien der 31-Jährige zum Auftakt des Prozesses. „Es gibt keinen Gott außer Allah“, waren seine ersten Worte in dem Verfahren. „Das sehen wir dann später“, gab ihm der Vorsitzende Richter Jean-Louis Périès ungerührt zur Antwort.
130 Menschen bei Anschlagserie erschossen
Bei der Anschlagsserie am 13. November 2015 hatten Extremisten im Konzertsaal Bataclan sowie in Bars und Restaurants 130 Menschen erschossen. Es gab 350 Verletzte. Am Stade de France sprengten sich zudem während eines Fußball-Länderspiels zwischen Deutschland und Frankreich drei Selbstmordattentäter in die Luft. Die Terrormiliz IS reklamierte die Anschläge für sich.
Verfahren bis Mai 2022 angesetzt
Für den Prozessauftakt waren in Paris fast 1000 Polizisten mobilisiert. Bewaffnete Spezialkräfte sicherten den weiträumig abgesperrten Justizpalast, in dem ein speziell zusammengestelltes Schwurgericht in einem eigens eingerichteten Saal verhandelt. Für Angehörige und Betroffene steht während des gesamten Prozesses eine psychologische Betreuung parat. Das Verfahren ist bisher bis Mai 2022 angesetzt. Den Angeklagten droht zumeist lebenslange oder 20-jährige Haft.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gibt es 1765 Nebenkläger. Diese sollten zum Prozessauftakt zunächst alle namentlich aufgerufen werden. Erst später wollte das Gericht inhaltlich breiter auf die Vorwürfe eingehen, die sich auf 500 Aktenordner mit Ermittlungsergebnissen stützen.
Hunderte Zeugen sollen angehört werden, neben Ermittlern aus Frankreich und Belgien auch der damalige französische Präsident François Hollande.
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