Unter großem Medieninteresse begann der Drogenprozess gegen jenen Detektiv, der am Ibiza-Video beteiligt war. Den Vorwurf, 1,25 Kilo Kokain verkauft zu haben, bestreitet er entschieden. Seine Anwälte sprechen vielmehr von einer Verschwörung aus hohen Justizfunktionären, Polizeibeamten und einem Glücksspielkonzern. Alles mit dem Ziel, ihren Mandanten zu vernichten.
Eskortiert von zwei Justizwachebeamten betritt Julian Hessenthaler (40) den großen Schwurgerichtssaal im Landesgericht St. Pölten. Zu seinen persönlichen Daten befragt, beziffert er seine derzeitigen Schulden mit 400.000 Euro.
Der Staatsanwalt hält sich dann in seinem Plädoyer knapp. Jene Punkte, die den Detektiv in einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht haben, sollten hier ausgeklammert werden, meint er: „Hier geht es nicht um das Video.“ Vielmehr soll Prozessthema einzig und allein der Vorwurf des Drogenhandels sein. Der Ankläger listet drei Übergaben von insgesamt 1,25 Kilo Kokain an den früheren Kollegen, Slaven K., auf. Wesentliche Belastungszeugen: der Kollege und dessen Freundin. Hintergrund des Drogengeschäftes sollen angeblich Schulden gewesen sein, die Hessenthaler bei Slaven K. hatte und die er angeblich mit dem Kokain begleichen wollte.
Die Verteidiger sehen die Sache komplizierter. Sein Mandant habe sich nach der Veröffentlichung des Videos nach Deutschland abgesetzt. Allein wegen seiner Beteiligung daran sei eine Auslieferung nicht möglich gewesen. Deshalb, so die Anwälte, habe ein anderer Verdacht konstruiert werden müssen, behaupten sie. Kronzeuge sollte Slaven K. sein. Der habe erst nach dem Abschluss seines Strafverfahrens und seiner Verurteilung Hessenthaler belastet, obwohl er zuvor mehrmals befragt worden war.
Hoher Justizfunktionär im Visier
Zentraler Punkt in der Argumentation der Verteidiger: Slaven K. sei möglicherweise von einem Lobbyisten eines Glücksspielkonzerns für seine belastenden Aussagen gegen Hessenthaler mit 40.000 Euro bezahlt worden. Der Detektiv sollte dadurch kriminalisiert und vernichtet werden. Eine wesentliche Rolle, so die Anwälte, hätten auch zwei Polizeibeamte gespielt, einer davon angeblich ein Freund Straches. Und letztlich bekommt auch ein hoher Justizfunktionär noch sein Fett ab. Der habe die Polizei angefeuert, einen tauglichen massiven Verdacht gegen den Ibiza-Detektiv zu konstruieren.
Der Richter versucht all diese wilden Behauptungen in logische Bahnen zu lenken. Er kündigt aber an, dass der Prozess wohl nicht am Mittwoch zu Ende gehen wird. Julian Hessenthaler sagt dann mit klarer Stimme: „Ich bekenne mich zu keinem einzigen Punkt schuldig.“ Zu seinem Verhältnis zu Slaven K. befragt, erzählt er, er habe zwar 2013 mit ihm in der gleichen Detektei gearbeitet, aber sonst keinen persönlichen Kontakt gehabt. Auch der frühere Kollege habe, wie er, teilweise mit dem Bundeskriminalamt zusammengearbeitet.
Richter: „Warum soll sich früherer Kollege selbst belasten?“
Dann stellt der Richter die Frage: „Warum soll sich der frühere Kollege durch seine belastenden Aussagen gegen Hessenthaler selbst belasten? Das hat ihm doch eine Haftstrafe eingebracht.“ Darauf findet Julian Hessenthaler zunächst einmal keine Antwort.
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