Trotz Coronakrise hat sich einiges getan in der steirischen Kinderbetreuung: Elf Gemeinden mehr haben eine Kinderbetreuung der Kategorie 1 A - das bedeutet, dass beide Eltern Vollzeit arbeiten können. 144 haben zumindest eine Kinderkrippe, einen Ganztageskindergarten und eine Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder (Kategorie A).
Dennoch gibt es noch einiges an Aufholbedarf, sagt Bernadette Pöcheim, Leiterin des Frauenreferates der Grazer AK. „20 Gemeinden haben gar kein Angebot für unter Dreijährige und 51 nur einen Halbtageskindergarten. Das hat fatale Folgen.“
Oft entsprechen die Öffnungszeiten der Einrichtungen nicht den Bedürfnissen berufstätiger Eltern. Wir sehen oft, dass Frauen ihren Job kündigen, weil sie einfach keinen Betreuungsplatz finden. Das ist natürlich fatal.
Bernadette Pöcheim, Arbeiterkammer
Für Mütter droht die Altersarmut
Denn so tun sich Mütter viel schwerer, wieder in den Beruf einzusteigen. „Die Hälfte der Frauen arbeitet in Teilzeit, zwei Drittel davon weniger als 25 Stunden.“ Alleinerzieherinnen sind deswegen oft von Armut bedroht. „Und eine Teilzeitarbeit bedeutet auch eine Teilzeitpension“, stellt Bernadette Pöcheim klar.
Sehr gut schneiden im Betreuungsatlas vor allem die größeren Städte ab. Bei den Bezirken ist Graz-Umgebung der Vorreiter: 97 Prozent der Gemeinden haben gutes oder sehr gutes Angebot. Dünn wird es dann schon in ländlichen Gebieten: In Krakau, Gaal, Gasen oder Tragöß-St. Katharein fehlt eine Betreuungsmöglichkeit für die Kleinsten.
Speckgürtel mit gutem Angebot
Eine dieser vorbildlichen Gemeinden ist zum Beispiel Seiersberg-Pirka. Wie in den Nachbarorten Premstätten, Feldkirchen und Kalsdorf siedeln sich hier viele junge Familien in Stadt-Nähe an. Das Ergebnis: Vier Krippen, sechs Kindergärten und zwei Volksschulen mit Nachmittagsbetreuung. „Wir übernehmen 2000 Euro an Kosten pro Kind und Jahr für die Betreuung. Die Hefte für die Volksschüler übernimmt auch die Gemeinde“, sagt Kinder- und Jugendreferent Werner Koch, SPÖ.
Inklusion im Fokus
Im Mürztal hat sich Regina Schrittwieser mit ihrer Bürgerliste in Krieglach einen familienfreundlichen Ruf erarbeitet. In ihrer Gemeinde steht neben den Bedürfnissen junger Familien auch das Thema Integration im Fokus. Im Heilpädagogischen Kindergarten lernen Kinder bereits früh den Umgang mit Menschen mit Behinderung: „Viele Krieglacher wollen ihre Kinder extra hier unterbringen, da ihre Sprösslinge so von klein auf einen anderen Umgang kennenlernen“, freut sich Schrittwieser über das große Interesse. Außerdem bietet man für die Jüngsten auch eine integrative Zusatzbetreuung an. Bei Bedarf haben Kinder die Möglichkeit, beispielsweise von Logopäden oder Physiotherapeuten betreut zu werden.
Die interaktive Karte ist hier abrufbar.
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