Mit der Scharia, dem Rechtssystem islamistischer Sehnsüchte, ist das so eine Sache. Erstens gibt es ein Scharia-Zivilrecht und ein Scharia-Strafrecht. Zweitens steht das Wenigste davon im Koran, sondern kommt aus der Überlieferung. Dementsprechend vielfältig ist die Ausprägung der Scharia in jenen muslimischen Ländern, die sie anwenden.
Es wird so manchen überraschen, dass die schärfste, ganz offizielle Anwendung in Saudi-Arabien praktiziert wird, dem Busenfreund der USA. Kunstvoll werden Köpfe abgesäbelt, Peitschenhiebe verabreicht, Hände medizinisch amputiert, und die Frauen haben im öffentlichen Leben keine Rolle.
Ganz anders im Iran: Frauen am Autosteuer seien der Schrecken auf den Straßen, lästern die Männer. Frauen studieren, sind berufstätig, messen sich sogar in sportlichen Wettbewerben (allerdings streng verborgen vor Männern). Der Iran fordert das strenge Kopftuch, und öffentliches Berühren ist verboten.
In den meisten muslimischen Staaten gelten Scharia-Zivil- und -Eherecht bzw. eine Mischform aus der Kolonialzeit. Alkoholverbot hier streng, dort liberal.
Wie werden es die Taliban halten? Welche Strömung wird sich durchsetzen? Afghanistan ist ein archaisches Land mit Stammestraditionen, wo im hintersten Hinterwald auch unter US-Herrschaft die Scharia in schlimmster Form praktiziert wurde. Die Burka wird das Symbol des Landes bleiben.
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