Es sollte ein „normaler“ Drogenprozess werden, forderte der Staatsanwalt. Der Umstand, dass der Angeklagte am Ibiza-Video maßgeblich beteiligt war, sei hier unbedeutend. Doch so lief es nicht: Die Verteidiger des Detektivs zeichnen das Bild einer düsteren Verschwörung gegen ihren Mandanten - einzig und allein mit dem Ziel, sich zu rächen und ihn zu kriminalisieren ...
1250 Gramm Kokain soll Julian Hessenthaler (40) an seinen früheren Kollegen Slaven K. verkauft haben, lautet die Anklage. Laut Staatsanwalt Bernd Schneider liege der Fall klar: Der Detektiv werde von Slaven K. und dessen Freundin schwer belastet.
Doch Julian Hessenthaler, der sich jetzt zum Ibiza-Video bekennt, entgegnet: „Ich bin nicht schuldig, ich weiß, dass ich es nicht war.“ Seine Verteidiger gehen dann ins Detail: Die Vorwürfe seien lange nach Veröffentlichung des Videos entstanden, in dem Hessenthaler als Begleiter der falschen Oligarchen-Nichte mit weißer Hose und blauem Hemd ganz Österreich bekannt geworden ist.
„Jede Netflix-Serie ist dagegen eine ,Sendung mit der Maus‘“
Laut den Anwälten Wolfgang Auer und Oliver Scherbaum wollte eine diffuse Mischung aus Strache-Freunden, rechten Lobbyisten und hohen Justiz-Funktionären Vorwürfe konstruieren, um vom Inhalt des Videos abzulenken und dessen Macher zu diskreditieren. Oliver Scherbaum: „Jede Netflix-Serie ist dagegen eine ,Sendung mit der Maus‘.“
Hier geht es nicht um das Video, ich will nicht einmal den Namen der Sonneninsel nennen, es geht um andere Vorwürfe.
Staatsanwalt Bernd Schneider
Auch wollte man angeblich die Auslieferung Hessenthalers aus Deutschland erreichen. Das Video gab zu wenig her. Ein „massiver Anfangsverdacht“ sollte gesucht werden, zitiert ein Anwalt einen Justiz-Funktionär. Die Verteidiger stoßen sich auch an den Aussagen der Belastungszeugen. Die Freundin von Slaven K. sollte beim Prozess vernommen werden. Doch außer Schluchzen bekam das Gericht wenig zu hören. Sie erklärte, sie würde sich vor Hessenthaler panisch fürchten, weil der sie einmal mit einer Pistole bedroht hätte.
Die Rolle des angeblichen Lobbyisten
Spannend wurde es dann beim Haupt-Belastungszeugen: Slaven K. bestätigte zwar die drei Kokain-Übergaben durch den Detektiv, erzählte aber sonst merkwürdige Details. Und es stellt sich die Frage: Welche Rolle spielt ein angeblicher Lobbyist eines Glücksspielkonzerns? Dieser hatte auf seiner Internetseite stets mit den Neuigkeiten über die Ibiza-Affäre geglänzt. Laut Slaven K. zahlte ihm der Lobbyist 55.000 Euro, angeblich für Informationen über die Affäre, und letztlich wurde sogar noch der Anwalt des Belastungszeugen bezahlt. Bei der Behauptung, dass dies mit seinen Aussagen über Hessenthalers Drogengeschäfte nichts zu tun gehabt habe, lächeln die Verteidiger milde.
Es geht nur darum, den Angeklagten zu bestrafen, dass er das Ibiza-Video gemacht hat. Die Vorwürfe sind konstruiert.
Die Verteidiger des Angeklagten
Slaven K. erklärt dann, er habe sich nicht getraut, den Detektiv öffentlich in seinem Prozess in Salzburg zu belasten. In dieser Zeit sei seine Mutter bedroht worden. Erst nach der Verhaftung Hessenthalers wollte er auspacken: „Ich konnte das nicht mehr aushalten.“
Einmal, so Slaven K. abschließend, habe er Heinz-Christian Strache getroffen und mit ihm wegen des Videos geredet. Zu einer Übergabe kam es aber nicht. Vertagt für Zeugenaussagen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.