Auch 20 Jahre danach
9/11: Verschwörungstheorien halten sich bis heute
Die Terroranschläge vom 11. September 2001 haben für Bilder gesorgt, die bis zu diesem Zeitpunkt wohl kaum jemand für möglich gehalten hätte. Bis heute halten sich Zweifel an der offiziellen Version der US-Regierung. Um kaum ein historisches Ereignis ranken sich mehr Verschwörungstheorien als um 9/11 - und das trotz wissenschaftlicher Beweise und Fakten.
Was am 11. September 2001 geschah, war so unfassbar, dass sich zahlreiche Menschen in alternative Erklärungsversuche flüchteten. Zu banal erschien es, dass eine Handvoll Terroristen schuld sein sollte an fast 3000 Todesopfern und den gewaltigen Einstürzen der Twin Towers.
Verschwörungstheorien gab es bereits vor 9/11, etwa zum japanischen Angriff auf Pearl Harbour und dem darauffolgenden Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg, zu dem Attentat auf US-Präsident John F. Kennedy oder gar zur Mondlandung. Doch um die Terroranschläge vom 11. September ranken sich wohl die meisten Verschwörungstheorien - obwohl ihnen das Coronavirus, seine Entstehung und Verbreitung und alle Fake News rund um die Impfung wohl dicht auf den Fersen sein dürften.
Hier die gängigsten Verschwörungstheorien rund um 9/11:
1. Die Twin Towers wurden gesprengt/kontrolliert zum Einsturz gebracht: Bereits kurz nach den Anschlägen kursierten Spekulationen über eine Sprengung der Twin Towers. Bis heute ist diese Behauptung eine der Kernthesen der „Truthers“, die Mythen zum 11. September verbreiten. So wollen sie auf Video des Einsturzes Explosionen erkennen - diese sind allerdings lediglich Staubfontänen durch den Druck des Gebäudes.
Auch die Behauptung, Kerosin brenne nicht heiß genug, um den Stahl zu schmelzen, wurde bereits widerlegt. Denn der Stahl musste gar nicht schmelzen, um das World Trade Center einstürzen zu lassen. Er verliert schon bei 400 bis 600 Grad Celsius die Hälfte, bei rund 1000°C 90 Prozent seiner Tragkraft. Kerosin brennt mit bis zu 980 Grad. Ein weiterer Beweis: Der Beton, aus dem das Gebäude bestand, wurde fast vollständig pulverisiert - eine Sprengung pulverisiert jedoch den Beton nicht, sondern reißt ihn in Stücke. Auch der behauptete Einsatz von Thermit wurde mehrfach widerlegt.
2. Das World Trade Center 7: Vertreter der Sprengungsthese beziehen sich besonders auf den Einsturz des früheren World Trade Center 7 um 17.20 Uhr am 11. September 2001. Dass es von keinem Flugzeug getroffen und erst sieben Stunden nach den Twin Towers einstürzte, sei nur durch eine vorbereitete Sprengung zu erklären. Allerdings war das Gebäude auf der Südseite, die auf Fotografien und Videoaufnahmen nicht zu sehen war, durch den Einsturz des Nordturms massiv beschädigt, es wüteten mehrere Brände. Die Feuerwehr hatte daher einen Einsturz bereits befürchtet und das Gebäude evakuiert.
3. „It was an inside job“: In unzähligen Verschwörungstheorien wird Angehörigen der US-Regierung bis hinauf zum damaligen US-Präsidenten George W. Bush eine Beteiligung oder Mitwisserschaft nachgesagt. Auch sollen die Pläne Al-Kaidas bekannt gewesen und bewusst zugelassen worden sein. Tatsächlich erhielt Bush einen CIA-Bericht am 6. August 2001, in dem von möglichen Anschlägen in den USA durch islamistische Terroristen die Rede war - dieser war allerdings sehr unspezifisch.
Ein weiteres Argument der Verschwörungstheoretiker: Die Luftabwehr der US-Streitkräfte sei absichtlich zurückgehalten worden. Untersuchungsberichte zum 11. September machten tatsächlich Kommunikationsfehler bei der Fluglostenbehörde NORAD öffentlich. Erschwerend kam hinzu, dass einige Piloten das Ganze für eine Übung hielten, da wenige Tage zuvor ein ähnliches Szenario trainiert worden war.
Ein weiteres Problem damals: Mit einer neuen Pentagondirektive vom 1. Juni 2001, wonach nur der Verteidigungsminister den Start von Abfangjägern zum Verfolgen entführter Flugzeuge erlauben durfte, hatte Amtsinhaber Donald Rumsfeld ältere Standardverfahren aufgehoben und so einen direkten Abschussbefehl verhindert. Einen Abschuss durfte daher nur der Präsident befehlen. Die vorgesehene Befehlskette war damals also viel zu langwierig gewesen, um sie den Piloten rechtzeitig zu übermitteln.
4. Cui bono: ein Zitat des römischen Philosophen Cicero, wörtlich übersetzt: „Wem zum Vorteil?“ Also wem die Anschläge nützten, der müsse sie verursacht haben. Einige besonders hartgesottene Verschwörungstheoretiker gehen sogar so weit zu behaupten, die US-Regierung habe die Anschläge selbst inszeniert, um ihre Kriegs- und Eroberungspläne umsetzen zu können. Diffuse Strategiepapiere, krude Hinweise auf Insiderhandel an der Börse vor den Anschlägen oder gar antisemitische Theorien über Israel als Drahtzieher kursieren dazu im Netz - großteils ohne Quellenangaben, manipulativ zusammengesetzt oder gar gefälscht.
5. Noch lebende Flugzeugentführer: Die Identität von zwölf der 19 Täter wurde durch DNA-Spuren von den Tatorten, ihre Zusammenarbeit mit Al-Kaida durch Kontenbewegungen und von Al-Kaida selbst veröffentlichte Videobänder mit ihren Testamenten bewiesen. Doch selbst die Mutter von Mohammed Atta, einem der Haupttäter, gab sich vor einigen Jahren überzeugt, ihr Sohn sei noch am Leben und werde in Guantanamo festgehalten.
6. Thesen zu den Flugzeugen: Ferngelenkt, mit Bomben bestückt - oder dass es statt Flugzeugen Raketen waren, die in das World Trade Center einschlugen -, auch hier gibt es diverse Theorien, die allesamt durch Trümmerteile an den Anschlagsorten widerlegt wurden. Wenn man schon den Videos und Fotos, die sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben, nicht glauben will …
7. Die Rolle Osama bin Ladens: Dass der Terrorpate Osama bin Laden hinter den Anschlägen steckte, belegte vor allem ein im Dezember 2001 in Afghanistan gefundenes Video. Das Video ist sehr unscharf, Bin Laden nicht eindeutig zu erkennen. Hinzu kommt: Zentrale Passagen des Videos, die die Täterschaft Bin Ladens beweisen sollen, wurden falsch übersetzt, wie die ARD-Sendung „Monitor“ berichtete. In den folgenden Jahren tauchten immer neue Videos und Audiobotschaften von Bin Laden auf, die seine Verantwortung für die Anschläge vom 11. September belegen sollen. Kritiker überzeugte dies jedoch nicht.
8. Wurde Bin Laden wirklich getötet? Laut Angaben der US-Regierung wurde Bin Laden am 2. Mai 2011 von US-Spezialeinheiten in einem Haus im Nordosten Pakistans erschossen. Die Identität des Terrorpaten wurde laut offiziellen Angaben durch DNA-Analysen festgestellt, seine Leiche im Arabischen Meer bestattet. Fotos, die angeblich von der Leiche gemacht wurden, hält die US-Regierung bis heute unter Verschluss.
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