Steirerin klagt

Prozess wegen defekter Spirale: „Schock war groß“

Steiermark
09.09.2021 16:46

Mehr als 1000 Frauen sollen allein in Österreich von defekten Verhütungsspiralen eines spanischen Herstellers betroffen sein, sagt der Verein für Verbraucherschutz. Im steirischen Fürstenfeld wird ein Musterprozess geführt - mit einer 43-jährigen Frau als Klägerin, die operiert werden musste, nachdem die bei ihr eingesetzte Spirale brach. „Der Schock war groß“, sagte sie am zweiten Prozesstag am Donnerstag.

Die 43-Jährige schilderte vor Richterin Sandra Fruhwirth-Ganster, wie es in ihrem Fall zu den Problemen kam: „Ich habe die Spirale Gold T 2015 von meiner Frauenärztin eingesetzt bekommen.“ Als sie nach fünf Jahren im September 2020 kurz vor dem Tausch mit einer neuen Spirale zur Kontrolle bei ihrer Ärztin war, wurde beim Ultraschall eine Schieflage der Spirale festgestellt. Sie entschied, das Verhütungsmittel gleich in der Woche darauf zu ersetzen.

(Bild: ©Mariakray - stock.adobe.com)

„Das hat mich damals rund um die Uhr beschäftigt“
Eine Woche später nahm ihr die Gynäkologin die Spirale heraus: „Ein Ärmchen blieb aber drinnen und das andere war eingerissen“, schilderte die 43-Jährige. „Der Schock war groß.“ Mehrere Versuche, das Ärmchen zu entfernen oder auf den natürlichen Abgang zu warten, brachten keinen Erfolg.

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Das hat mich damals rund um die Uhr beschäftigt. Auch für die Beziehung war die Situation sehr belastend.

Die 43-jährige Klägerin

Schließlich wurde ihr im November unter Narkose der Fremdkörper in einer Privatklinik entfernt. Die Zeit bis zur OP beschrieb sie als schwierig: „Das hat mich damals rund um die Uhr beschäftigt.“ Auch für die Beziehung sei die Situation „sehr belastend“ gewesen. Die Steirerin hat den Hersteller Eurogine auf eine Schadenssumme von gut 6200 Euro geklagt.

Ji-Yeom Lee und Alexander Klauser vertreten die Frau beim Spiralen-Streit am Bezirksgericht Fürstenfeld (Steiermark). (Bild: Monika Krisper)
Ji-Yeom Lee und Alexander Klauser vertreten die Frau beim Spiralen-Streit am Bezirksgericht Fürstenfeld (Steiermark).

Frauenärztin kennt mehrere Betroffene
Die Frauenärztin gab vor der Richterin an, dass sie erst rund zwei Wochen nach dem Bruch des Ärmchens bei ihrer Patientin ein erstes Schreiben der Ärztekammer mit einem Hinweis auf mögliche Defekte bei bestimmten Chargen dieser Spiralen erhalten hatte. Daraufhin durchsuchte sie ihre Unterlagen und fand bei ihren rund 4000 Patientinnen 14, der sie eine Spirale der betroffenen Chargen eingesetzt hatte. „Bei sechs von ihnen gab es gebrochene Ärmchen.“ 

Eurogine-Vertreter muss nochmals aus Barcelona anreisen
Für die Befragung des Vertreters von Eurogine, Managing Director und Mitgesellschafter Juan Pena, blieb am Donnerstag nicht genügend Zeit, weshalb er noch einmal aus Barcelona anreisen wird müssen. Er und sein Anwalt schilderten allerdings, dass sofort nach Bekanntwerden der Probleme Anfang 2018 Informationsschreiben an die spanischen Behörden sowie die nationalen Distributoren ergangen seien.

Die Verhandlung wird am 16. November um 11 Uhr mit der weiteren Befragung des spanischen Herstellers fortgesetzt.

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