Mangel an Lkw-Fahrern

Experten warnen vor „Versorgungskollaps“ in Europa

Ausland
10.09.2021 07:39

In Großbritannien kommt es seit Monaten immer wieder zu Engpässen in zahlreichen Branchen. Als Grund wird häufig der Brexit angeführt: Viele Lastwagenfahrer aus dem EU-Ausland sind während der Corona-Pandemie in ihre Heimatländer zurückgekehrt und haben nun offenbar wenig Interesse, sich einem neuen aufwendigen und teuren Visa-Verfahren zu stellen. Logistikexperten rechnen allerdings damit, dass es bald auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern zu Störungen im Lieferverkehr kommen könnte - auch ohne Brexit!

Die Attraktivität Großbritanniens schwindet derzeit. Neue Handelshürden und Kontrollen an der Grenze erschweren die Situation zusätzlich. „Was in Großbritannien passiert, ist durch den Brexit beschleunigt. Ich gehe aber fest davon aus, dass wir in Westeuropa die gleiche Situation haben werden, nur etwas zeitversetzt“, sagt Dirk Engelhardt vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung der Nachrichtenagentur dpa. Engelhardt warnt davor, „dass wir in Westeuropa sehenden Auges in einen Versorgungskollaps laufen“.

Wegen des Personalmangels haben britische Supermärkte seit mehreren Monaten auch immer wieder Probleme damit, ihre leeren Regale wieder aufzufüllen. (Bild: Matthew Cooper/PA via AP)
Wegen des Personalmangels haben britische Supermärkte seit mehreren Monaten auch immer wieder Probleme damit, ihre leeren Regale wieder aufzufüllen.

GB: 100.000 Fahrer fehlen
In britischen Supermärkten kommt es derzeit immer wieder zu Engpässen bei verschiedenen Produkten. Auch Restaurants, Betriebe, Landwirte und sogar Klärwerke sind von Störungen in ihren Abläufen oder Knappheit von bestimmten Gütern betroffen, da unzählige Betriebe um die wenigen Fahrer konkurrieren. Die britische Road Haulage Association schätzt den Mangel derzeit auf rund 100.000 Fahrer.

Auch in Deutschland fehlen dem Logistik-Experten Engelhardt zufolge bereits zwischen 60.000 und 80.000 Fernfahrer - Tendenz steigend. Jährlich gingen rund 30.000 Fahrer in Pension und nur rund 15.000 Nachwuchskräfte kämen nach.

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