Ermittlungen laufen
Seilbahn-Überlebender (6) nach Israel „entführt“
Nach einem Sorgerechtsstreit um den einzigen Überlebenden des Seilbahn-Unglücks am Lago Maggiore in Italien soll sich der sechsjährige Eitan nun in Israel befinden: Der Anwalt seiner Tante, die sich seit der Tragödie um den Buben gekümmert hatte, erklärte, der Bub sei von seinem Großvater mütterlicherseits „entführt“ worden. Die Schwester des verstorbenen Vaters war vom Gericht als Vormund bestimmt worden - die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen Kidnappings.
Eitan hatte bei dem Absturz der Gondel am 23. Mai nicht nur seine Eltern, sondern auch seinen zweijährigen Bruder und seine Großeltern verloren. Als wäre das nicht schon genug Kummer für den Buben, streitet sich nun seine Verwandtschaft, bei wem der Sechsjährige besser aufgehoben wäre. Ein Jugendgericht vertraute ihn seiner Tante väterlicherseits an. Diese hat selbst zwei kleine Kinder und lebt in Pavia.
Doch der Familie der verstorbenen Mutter ist dies nicht recht: Bereits vor einem Monat erklärte sie über ihren Anwalt bei einer Pressekonferenz in Tel Aviv: „Eitan wird als Geisel in Italien gehalten. Er ist von einer Familie entführt worden, die ihn nicht kannte, die ihm vorher in keiner Weise nahestand.“ Sie kündigten an, den Sorgestreit vor Gericht zu bringen - doch nun nahmen sie die Angelegenheit offenbar selbst in die Hand.
Großvater teilte besorgter Tante mit, Eitan sei „zu Hause“
Denn als der israelische Großvater den Buben in Italien besuchte, brachte er den Sechsjährigen am Samstag nicht wie vereinbart zum Treffpunkt in Pavia zurück. Die Tante versuchte schließlich panisch, den Opa zu erreichen - als dieser nach mehreren Stunden antwortete, teilte er ihr mit, Eitan sei nach Hause zurückgekehrt. Die jüdische Gemeinschaft von Mailand bestätigte, dass sich der Sechsjährige in Israel befinde.
Möglich war das, weil der Opa unrechtmäßig in Besitz des israelischen Reisepasses des Buben war. So konnte er offenbar unbehelligt mit Eitan nach Israel fliegen. „Wir haben Eitan nicht entführt, wir werden dieses Wort auch nicht verwenden“, erklärte Gali Peleg, die Schwester der verstorbenen Mutter. Sie ist es, die den Buben offiziell adoptieren möchte. Ihr Ehemann Ron Peri behauptet, dass EItans Eltern sich eine jüdische Bildung für den Buben gewünscht hätten.
Der Anwalt der italienischen Tante dagegen will internationale Regelungen prüfen, um Eitan wieder nach Pavia zurückzuholen.
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Tante soll „ständige Präsenz im Leben des Kindes“ gehabt haben
Wie die „Times of Israel“ berichtet, ist Eitan in Italien aufgewachsen. Marcella Severino, die Bürgermeisterin von Stresa, wo sich die Talstation der Seilbahn befindet, erklärte nach dem Unglück, dass die Tante väterlicherseits „eine ständige Präsenz im Leben des Kindes“ gehabt habe, er sei bei ihr in guten Händen. Sie habe sich gut um die Genesung des Buben, der bei dem Gondelabsturz ein schweres Trauma davongetragen hatte, gekümmert.
Unglücksgondel noch immer nicht geborgen
Die Gondel, in der 14 Menschen ihren Tod fanden, ist indes noch immer noch nicht abtransportiert. Ein Verbindungsstück am Zugseil, das in einem Baum steckt, soll nächste Woche von der Feuerwehr geborgen werden. Erst im Oktober soll die Gondel dann vom Monte Mottarone ins Tal gebracht werden. Die Ursache des Dramas konnte noch nicht lückenlos aufgeklärt werden - bisherige Ermittlungen lassen darauf schließen, dass die Notbremse mit einer Klammer blockiert wurde, da sie immer wieder den laufenden Betrieb gestört hatte.
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