Das Streckennetz der GKB soll von den ÖBB übernommen werden - das sorgt in der Belegschaft für Unruhe. Sie versammelt sich am Mittwoch - drei Stunden lang stehen alle Züge und Busse still. Der Betriebsrat befürchtet den „Anfang vom Ende“ für das Unternehmen, das Verkehrsministerium beruhigt.
Alle Züge und Busse stehen still - am Mittwoch zeigen die 475 Mitarbeiter der Graz-Köflacher Bahn Muskeln. Sie treffen sich in Graz zu einer Betriebsversammlung - von 10 bis 13 Uhr ist der GKB-Verkehr lahmgelegt. Es brodelt in der Belegschaft. Grund: Das Streckennetz soll an die ÖBB verkauft werden.
„Stellen Sie sich vor, Kastner & Öhler verkauft seine Rolltreppen an die Konkurrenz. Wir wären nicht mehr Herr im eigenen Haus“, sagt der Vorsitzende des Zentralbetriebsrats, Helmut Koch. Er stemmt sich vehement gegen die Pläne im Verkehrsministerium.
Arbeitsplatzgarantie beruhigt nicht
Denn die Fäden laufen in Wien zusammen: Sowohl GKB als auch ÖBB sind zu 100 Prozent im Eigentum der Republik. Ein Verschieben des Streckennetzes hin zu den Bundesbahnen hätte für die wesentlich kleinere GKB keine Vor-, sondern nur Nachteile, meint Koch.
Nicht nur die 200 Mitarbeiter im Bereich Infrastruktur wären betroffen, auch im Verschub und in der Administration würde man wohl weniger Personal brauchen. „Wir werden zwar sicher eine Arbeitsplatzgarantie erhalten. Die Frage ist nur: Wo und als was?“
Stellen Sie sich vor, Kastner & Öhler verkauft seine Rolltreppen an die Konkurrenz. Wir wären nicht mehr Herr im eigenen Haus.
Betriebsrat Helmut Koch
Elektrifizierung kostet mehr als 100 Millionen Euro
Der Betriebsrat betont, dass die GKB seit 1998 Gewinne schreibt und die Fahrgastzahlen sowohl am Köflacher als auch am Wieser Ast deutlich steigern konnte. Weshalb dann die Umstrukturierung? Hintergrund ist primär die geplante Elektrifizierung des GKB-Netzes.
Ein Riesenprojekt um gut 140 Millionen Euro, das bis 2025 abgeschlossen sein soll. Die Vorbereitungen laufen längst, Verträge mit Industrieunternehmen sind unterzeichnet. Weiters sollen viele Bahnübergänge sicherer gemacht werden.
„Privatisierung ist ausgeschlossen“
Die Finanzierung könnte über die ÖBB einfacher sein, heißt es. In der jüngsten Aufsichtsratssitzung Ende August fiel noch keine Entscheidung, sie könnte aber bald folgen. „Wir sind aktuell in guten Gesprächen mit der Graz-Köflacher Bahn, um diese Möglichkeit, aber auch verschiedene andere Alternativen zu diskutieren“, heißt es aus dem von der Steirerin Leonore Gewessler (Grüne) geführten Verkehrsministerium.
Dort wird auch betont, dass eine Privatisierung, also ein Verkauf des GKB-Netzes an ein nicht-staatliches Unternehmen, „unter allen Umständen“ ausgeschlossen ist. Koch beruhigt das nicht, er malt schwarz, wie er selbst sagt. Ein Zerschlagung der GKB wäre aus seiner Sicht „der Anfang vom Ende“ des Traditionsunternehmens.
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