Zunahme durch Pandemie

Österreicher öfter schlaflos, ängstlich, depressiv

Wissenschaft
13.09.2021 11:21

Covid-19 hat die Menschen in ihrem psychischen Zustandsbild schwer erschüttert. Eine internationale Studie in 13 Staaten - darunter Österreich - mit mehr als 22.000 Teilnehmern zwischen Mai und August 2020 zeigte Symptome wie Schlafstörungen bei fast 37 Prozent der Teilnehmer. Je ein Viertel litt an Zeichen von Angst oder depressiven Symptomen. Die Österreicher schnitten im Vergleich eher durchschnittlich ab, wie es in der jetzt erschienenen Publikation heißt.

„Die Covid-19-Pandemie hat beispiellose Veränderungen im sozialen Leben, in der Arbeit und bei den Freizeitaktivitäten hervorgerufen, die alle eine große Auswirkung auf den Schlaf und das psychische Wohlbefinden gehabt haben“, schrieben die Autoren der Studie mit Erstautor Charles Morin (Universität Laval, Quebec/Kanada) und auch der Wiener Psychologin und Schlafforscherin Brigitte Holzinger (MedUni Wien) als einer der Autorinnen.

Vergleichsstudie mit vielen Teilnehmern
Während es im vergangenen Jahr bereits einige nationale Studien zu den Auswirkungen von SARS-Cov-2 auf die Psyche der Menschen gab, fehlte bisher eine Vergleichsstudie mit einem standardisierten Protokoll im internationalen Rahmen, stellten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Sleep Medicine“ fest. Deshalb wurde ein entsprechender Fragebogen unter Verwendung von in der Psychologie etablierter Screening-Kategorien entwickelt und übersetzt. Heraus kam eine „internationale, multizentrische und harmonisierte Befragung von 22.330 Erwachsenen (mittleres Alter: 41,9 Jahre; 65,6 Prozent Frauen) aus der Allgemeinbevölkerung in 13 Staaten auf vier Kontinenten“. Österreich (824 Teilnehmer) war genauso dabei wie Länder wie Brasilien, USA, Kanada, Hongkong und die chinesische Provinz Jinklin, Japan, Schweden, Italien, und andere europäische Staaten.

(Bild: New Africa/stock.adobe.com)

Schlaflosigkeit und Depressionen
Die Gesamtergebnisse, so die Autoren: „Klinische Symptome von Schlaflosigkeit wurden von 36,7 Prozent der Teilnehmer berichtet. 17,4 Prozent erfüllten die Kriterien einer wahrscheinlich vorliegenden Schlafstörung (Krankheitsbild; Anm.). Es gab 25,6 Prozent mit wahrscheinlicher Angststörung und 23,1 Prozent mit einer wahrscheinlichen Depression.“ An Schlaflosigkeit bzw. echter Schlafstörung litten Frauen und jüngere Menschen häufiger.

Für Österreich ergab sich eine Rate von 30,3 Prozent der Teilnehmer mit Symptomen von Schlaflosigkeit und einem Anteil von 12,5 Prozent mit wahrscheinlicher krankhafter Schlafstörung. Wahrscheinlich vorliegende Angststörung wiesen 21,2 Prozent der österreichischen Teilnehmer auf, eine wahrscheinliche Depression 18,2 Prozent.

Es gibt Menschen, die das schlechte Gewissen plagt, wenn sie Mails nicht beantworten. (Bild: stock.adobe.com)
Es gibt Menschen, die das schlechte Gewissen plagt, wenn sie Mails nicht beantworten.

Österreich im Durchschnitt
Im Vergleich unter den 13 Staaten zeigten die österreichischen Probanden eher durchschnittliche Werte: So gab es in den USA gar einen Anteil von 59,8 Prozent der Befragten, die Symptome von Schlafstörungen vermerkten, 31,4 Prozent wiesen bereits krankmachende Schlafstörungen auf. Auch bei den Angstzuständen und den Depressionen schnitten die US-Amerikaner mit 51,3 Prozent bzw. 50,7 Prozent am schlechtesten ab.

Umgekehrt wiesen die Teilnehmer aus Jinlin in China bei Schlaflosigkeit bzw. Schlafstörungen mit 22,3 Prozent bzw. 7,5 Prozent die besten Werte auf. Italien lag hier mit 27,5 Prozent bzw. 8,2 Prozent in Europa ganz ähnlich. Auch bei den Angststörungen (10,1 Prozent) und bei den depressiven Symptomen (12,6 Prozent) waren die Teilnehmer aus Jinlin am wenigsten betroffen. In Europa fühlten sich offenbar die Finnen (13,9 Prozent Symptome von Ängsten; 12,8 Prozent Symptome von Depressionen) am wohlsten.

Schlafprobleme verdoppelt
Insgesamt dürfte mit Covid-19 zumindest in dem Beobachtungszeitraum im Jahr 2020 die Häufigkeit von Schlafproblemen etwa auf das Doppelte gestiegen sein, fassen die Fachleute die Situation zusammen. Die psychischen Belastungen seien speziell in der ersten Phase der Pandemie höher gewesen.

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