Attila Hildmann, einst gefeierter Koch der veganen Szene, inzwischen per Haftbefehl gesuchter Verschwörungsideologe und antisemitischer Hetzer, ist von Anonymous gehackt worden. Auf seinen beiden großen Telegram-Kanälen und den offiziellen Websites attilahildmann.de bzw. attilahildmann.org war am Montag lediglich eine Videobotschaft der „Hacktivisten“ zu sehen. Darin (siehe Video oben) geben diese vor, über Hildmanns ehemaligen IT-Administrator an umfangreiches Datenmaterial zu dem 40-Jährigen und dessen Gefolgschaft gelangt zu sein.
„Du hast uns alles anvertraut“, heißt es in der Videobotschaft der Hacker an den gefallenen Promi-Koch, der sich vor dem Zugriff der deutschen Behörden in die Türkei abgesetzt hat. „Deine Telegram-Kanäle und Gruppen, deine Websites, deine E-Mails, deine Notizen, deine Kontakte, die persönlichen Daten deiner Follower und Kunden sowie vieles, vieles mehr.“ Daten, die die Hacker „in den nächsten Tagen“ nun im Rahmen ihrer „Operation Tinfoil“ („Operation Alufolie“) „Behörden und Presse offenbaren“ wollen.
Auf den beiden großen Telegram-Kanälen von Hildmann, die zuletzt rund 70.000 Abonnenten zählten, wurde nach der Übernahme neben dem Video laut „Spiegel“ auch ein Beitrag verbreitet, mit dem die Hacker den Anschein erweckten, Hildmann würde seine politischen Aktivitäten einstellen. „Manchmal muss auch ein Samurai sein Schwert an den Nagel hängen und sich eingestehen, dass der Feind übermächtig ist“, zitierte das Magazin daraus.
Kriegserklärung
Anonymous und Hildmann waren bereits im Juni vergangenen Jahres aneinandergeraten. Damals hatte sich eines der Mitglieder des Hackerkollektivs in Hildmanns Telegram-Channel als Admin einschleusen und den Kanal kapern können. Zehntausende Follower wurden über Nacht ausgesperrt. Hildmann erklärte Anonymous daraufhin den „Krieg“.
„Dir hätte damals schon klar sein müssen, dass man Anonymous nicht den Krieg erklärt, man hatte dich oft genug gewarnt“, heißt es nun in der an Hildmann gerichteten Anonymous-Botschaft. Man werde so lange weitermachen, bis auch er begreife, dass man es „ernst meine“.
Hildmann bestätigte am Montag in einem kleineren Telegram-Kanal per Sprachmitteilung die feindliche Übernahme. „Alle meine Kanäle sind jetzt weg. Alle Domains hat sich die Person mit einer Lüge gekapert“, sagte er. Auch sein Shop sei betroffen, sodass er seine Produkte nicht mehr verkaufen könne.
Flucht in die Türkei
Der einstige Koch und Betreiber mehrerer veganer Restaurants hatte sich im Zuge der Corona-Pandemie durch anfangs noch belächelte, später immer krudere, hetzerische und antisemitische Verschwörungstheorien ins gesellschaftliche Abseits befördert. Zahlreiche Händler nahmen seine Produkte aus dem Sortiment, zuletzt sperrten auch Instagram und YouTube seine Kanäle.
Ende 2020 nahmen die Behörden in Deutschland Ermittlungen wegen Volksverhetzung auf. Hildmann setzte sich allerdings in die Türkei ab, um von dort aus über diverse Telegram-Kanäle weiter Hetze zu betreiben. Hildmann besitzt neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft.
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